Interview

Massengrab bei Estépar in der Provinz Burgos, ausgegraben im Juli/August 2014. Die 26 Opfer des Jahres 1936 wurden als Republikaner identifiziert
2024/29 Emilio Silva Barrera, Vereinigung zur Wiedererlangung der historischen Erinnerung (ARMH), im Gespräch über Spaniens Umgang mit der Franco-Diktatur

»Es geht um die Deutungshoheit über die Vergangenheit«

Vor 88 Jahren, am 17. Juli 1936, begann der Spanische Bürgerkrieg. Ein Gespräch mit dem Soziologen Emilio Silva Barrera, Gründer der Vereinigung zur Wieder­erlangung der historischen Erinnerung (ARMH), über Spaniens Umgang mit dem Franco-Faschismus.
Margot Friedländer auf dem »Vogue«-Titel (l.), Susanne Siegerts Tiktok-Kanal »keine.erinnerungskultur«
2024/28 Susanne Siegert, Online-Marketing-Managerin und Tiktokerin, im Gespräch über historisch-politische Bildung bei Tiktok

Jungle+ Artikel »Tiktok bietet den großen Vorteil der Freiwilligkeit«

Unter dem Account-Namen »Keine.Erinnerungskultur« klärt die Wahlleipzigerin Susanne Siegert in sozialen Medien über die Shoah auf. Auf Tiktok – wo sie ihre Inhalte mit dem Slogan »Das lernst du in der Schule nicht über Nazi-Verbrechen« bewirbt – folgen ihr knapp 200.000 Menschen, bei Instagram 88.000, einige ihrer Beiträge wurden über eine Million Mal angesehen. Sie plädiert für neue Formen der Auseinandersetzung mit dem Holocaust.
Efraim Elrom mit seiner Ehefrau bei einem Abendessen in Istanbul
2024/27 Şeyda Demirdirek, Autorin, im Gespräch über den Mord an Efraim Hofstaedter Elrom

»Er gab den Holocaust-Überlebenden ein Gesicht«

Am 17. Mai 1971 entführten Mitglieder der marxistisch-leninistischen Untergrundorganisation Volksbefreiungspartei – Front der Türkei (THKP-C) den israelischen Generalkonsul in Istanbul, Efraim Elrom. Von der Regierung forderten sie, innerhalb von drei Tagen inhaftierte Mitglieder der Volksbefreiungsarmee der Türkei (THKO) freizulassen, einer Gruppe, die mit der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) in Verbindung stand. Die türkische Regierung ging nicht auf ihre Forderungen ein und veranlasste eine Massenverhaftung prominenter Linker. Die Entführer schossen Elrom am 22. Mai drei Kugeln in den Kopf. Er hatte zehn Jahre zuvor eine wichtige Rolle bei dem Gerichts­verfahren gegen den SS-Offizier Adolf Eichmann in Jerusalem gespielt. Die drei Mörder wurden bei Feuergefechten von der Polizei erschossen (»Jungle World« 4/2024). Die »Jungle World« hat mit der Autorin Şeyda Demirdirek über den heutigen Umgang mit dem Fall gesprochen.
»Gebäude­rei­niger:innen sind zumeist nicht in Gewerkschaften organisiert und haben kein politisches Sprachrohr.«
2024/26 Mark Bergfeld, Gewerkschafter, im Gespräch über die Lage von Hausangestellten

Jungle+ Artikel »Hausangestellte haben etwas Besseres verdient«

Millionen von Beschäftigten in privaten Haushalten in ganz Europa pflegen oder unterstützen Menschen. Dabei übernehmen sie verschiedene Aufgaben, von der Betreuung von Kindern, älteren und behinderten Menschen bis hin zu üblichen Haushaltsarbeiten wie Kochen, Putzen und Gartenpflege. Trotz der Bedeutung des Sektors gibt es bislang kein klares Bild der alltäglichen Zustände in diesem Bereich. Daher haben mehrere Gewerkschaften für persönliche und haushaltsnahe Dienstleistungen (Personal & Household Services, PHS) eine umfassende Erhebung veröffentlicht, den PHS-Beschäftigungsmonitor. Die »Jungle World« sprach mit Mark Bergfeld vom europäischen Gewerk­schaftsverband UNI-Europa.
Jennifer »Jlo« Córdova
2024/25 Jennifer Córdova, Transfrauenorganisation Muñecas de Arcoíris, im Gespräch über Gewalt gegen LGBT-Personen in Honduras

»Es fehlt am politischen Willen, etwas zu ändern«

Homosexualität ist in Honduras zwar legal, die gleichgeschlechtliche Ehe jedoch nicht. Reaktionäre Ressentiments sind weitverbreitet, die Zahl der Gewalttaten gegen LGBT-Personen ist extrem hoch. Oft sind die Täter Angehörige der Ordnungskräfte, juristische Folgen hat das selten. Jennifer Córdova sprach mit der »Jungle World« über ihre Lebensgeschichte und ihre politische Arbeit.
»Niemand weiß, was passiert, wenn Ortega sterben sollte.« Daniel Ortega und seine Ehefrau, Vizepräsidentin Rosario Murillo
2024/24 Jan-Michael Simon, UN-Experte, im Gespräch über die Menschenrechtslage in Nicaragua

»Das Präsidentenpaar kontrolliert alle drei Staatsgewalten«

Ein Bericht der UN-Gruppe der Menschenrechtsexperten für Nicaragua vom März zeigt auf, dass sich die Menschenrechtslage in dem zen­tralamerikanischen Land seit 2023 dramatisch verschärft hat. Auf die Chancen für die Bewilligung von Asyl für nicaraguanische Flüchtlinge in Deutschland hat das wenig Einfluss. Die »Jungle World« sprach mit dem Vorsitzenden der UN-Expertengruppe, Jan-Michael Simon.
Palästinensische Flüchtlinge aus Galiläa, 1948
2024/23 Adi Schwartz, Autor, im Gespräch über die Forderung nach Rückkehr palästinensischer Flüchtlinge nach Israel und warum diese bösartig ist

»Israel ist hier, um zu bleiben«

Während des Israelischen Unabhängigkeitskriegs flohen etwa 700.000 Palästinenser. Deren Flüchtlingsstatus wird unbegrenzt an nachfolgende Generationen vererbt. Die palästinensische Seite hat die Forderung nach Rückkehr nie aufgegeben; »Rückkehrrecht« war immer eine Chiffre für die Abschaffung des jüdischen Staats, die in der UNRWA, dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten, ihre Institutionalisierung fand. Über diese Themen sprach die »Jungle World« mit dem israelischen Autor und Politikwissenschaftler Adi Schwartz.
Ohne Aussicht auf Rückkehr. Seit 2014 leben Tausende Yeziden im UN-Flüchtlingslager Khanke nahe der irakischen Stadt Dohuk
2024/23 Ronya Othmann, Schriftstellerin, im Gespräch über die Verfolgung der Yeziden

Jungle+ Artikel »Hier geht die Panik um«

Bereits vor 2014 waren Yeziden vor der Verfolgung in ihren Herkunfts­ländern geflohen, die Massaker des »Islamischen Staats« verschärften die Situation dann noch weiter. Vielen in Deutschland lebenden Yeziden droht die Abschiebung, obwohl ihre Sicherheit im Irak nicht gewährleistet ist. Die »Jungle World« sprach mit der Schriftstellerin Ronya Othmann über Geschichte und Ursachen der Verfolgung sowie die gesellschaftlichen Veränderungen in der yezidischen Community.
Giorgi Kartwelischwili
2024/22 Ein Gespräch mit dem Historiker Giorgi Kartwelischwili über die Proteste in Georgien

»Die Proteste brauchen neue Impulse und Inhalte«

Seit Wochen finden in Georgien Proteste gegen das von der Regierung initiierte sogenannte Agentengesetz statt. Präsidentin Salome Surabischwili hat kürzlich ihr Veto eingelegt, das allerdings vom Parlament überstimmt werden kann. Die »Jungle World« hat mit dem sozialistischen Historiker Giorgi Kartwelischwili über die Zusammen­setzung der Demonstrierenden und die Strategie der Regierung gesprochen.
»Aus Angst nicht zurück an die Uni­versität«. Antiisraelische Kundgebung an der Columbia University, New York City, am 30. April
2024/21 Charles A. Small, Institute for the Study of Global Antisemitism and Policy, im Gespräch über die Finanzierung US-amerikanischer ­Universitäten durch Katar

»Juden zu dämonisieren, ist akzeptiert«

Seit dem Massaker vom 7. Oktober 2023 häufen sich an US-amerika­nischen Universitäten antiisraelische Aktionen. Über deren möglichen Zusammenhang mit der Finanzierung US-amerikanischer Universitäten durch Katar und dem Einfluss der Muslimbruderschaft sprach die »Jungle World« mit Charles A. Small vom Institute for the Study of Global Antisemitism and Policy.