Beiträge zu Gedenkpolitik

Gedenkveranstaltung an die Befreiung des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück am 3. Mai
2025/19 Thema Die deutsche Schlussstrichdebatte hat eine postkoloniale Entsprechung bekommen

Die Schuld der Schuldlosen

Der Versuch von rechts, die Shoah mit Verweis auf die Verbrechen des Stalinismus zu relativieren, dient der Verteidigung deutschen Nationalstolzes. Die postkoloniale Relativierung der Shoah durch die Einbettung in Kolonialverbrechen hingegen dient der Rechtfertigung des eliminatorischen Antisemitismus der Hamas.
Italienische Partisaninnen; Roberto Cenati, ehemaliger Vorsitzenden des ANPI-Regionalverbands in Mailand
2025/17 Thema Roberto Cenati, ehemaliger Vorsitzender der ANPI in Mailand, im Gespräch über Antisemitismus und Gedenken

»Die Beteiligung von Juden an der Resistenza war beträchtlich«

Der Verband der italienischen Partisanen, der das Gedenken an die Resistenza organisiert, wirft Israel einen Genozid an den Palästinensern vor. Die »Jungle World« sprach mit Roberto Cenati, dem ehemaligen Vorsitzenden des ANPI-Regionalverbands in Mailand, über seinen Rücktritt und die Notwendigkeit eines antifaschistischen Gedenkens, das sich gegen Antisemitismus wendet.
Die Jüdische Brigade gehört zur Befreiung Italiens vom Faschismus einfach dazu, wie auf dieser antifaschistischen Kundgebung am 25. April 2024 in Mailand
2025/17 Thema Das antifaschistische Erbe der Resistenza verliert seit den Neunzigern an politischer Bindungskraft

Erosion des Antifaschismus

Anfang der Neunziger geriet die politische Nachkriegsordnung Italiens, deren wichtigste politische Parteien aus dem Widerstand gegen den Faschismus hervorgegangen waren, in die Krise. Die derzeitige Regierung unter Giorgia Meloni polemisiert teils offen gegen das Erbe der Resistenza.
Margot Friedländer auf dem »Vogue«-Titel (l.), Susanne Siegerts Tiktok-Kanal »keine.erinnerungskultur«
2024/28 Interview Susanne Siegert, Online-Marketing-Managerin und Tiktokerin, im Gespräch über historisch-politische Bildung bei Tiktok

Jungle+ Artikel »Tiktok bietet den großen Vorteil der Freiwilligkeit«

Unter dem Account-Namen »Keine.Erinnerungskultur« klärt die Wahlleipzigerin Susanne Siegert in sozialen Medien über die Shoah auf. Auf Tiktok – wo sie ihre Inhalte mit dem Slogan »Das lernst du in der Schule nicht über Nazi-Verbrechen« bewirbt – folgen ihr knapp 200.000 Menschen, bei Instagram 88.000, einige ihrer Beiträge wurden über eine Million Mal angesehen. Sie plädiert für neue Formen der Auseinandersetzung mit dem Holocaust.
Screenshot der Website ravensbrueck-retreat.org
2024/25 dschungel Ein Retreat in der Gedenkstätte Ravensbrück will dem KZ-System etwas Spirituelles abgewinnen

Das erschlichene gute Gewissen

Eine Veranstaltung in der Gedenkstätte Ravensbrück für »alle Frauen und Menschen, die trans, inter oder nicht-binär sind«, will der Beschäftigung mit dem mörderischen KZ-System eine spirituelle Dimension abgewinnen. Dies läuft nicht nur jeder aufklärerischen Form der Museums- und Gedenkstättenpädagogik zuwider, sondern leistet auch einer Opferparzellierung Vorschub, ganz so, als hätten die Nazis schlichtweg diverse »Minoritäten« auslöschen wollen. Über eine neue Geschmacklosigkeit der deutschen Gedenkstättenindu­strie.
»Plakat von der Wand gerissen«. Die Ausstellungsräume der Gedenk- und Bildungsstätte »Haus der Wannsee-Konferenz« am historischen Ort
2024/19 Small Talk Eike Stegen, Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz, im Gespräch über die Beschädigung von Ausstellungsexponaten und israelbezogenen Antisemitismus

»Auf Plakaten wurden ein Davidstern und das Wort ›Israel‹ zerkratzt«

Vor einigen Tagen wurden Exponate einer Ausstellung in der Gedenk- und Bildungsstätte »Haus der Wannsee-Konferenz« zerstört. Die »Jungle World« sprach mit Eike Stegen von der Gedenkstätte.
Markierte Leere. »Ulrichsschuppen« im Hafen von Bremen
2024/17 dschungel Der Gedenkort »Ulrichsschuppen« von Michaela Melián im Bremer Hafen

Die Stadt als Träger

Bis zu 75.000 Menschen mussten im Nationalsozialismus in Bremen Zwangsarbeit leisten, unter ihnen viele Kriegsgefangene, aber auch KZ-Insassen. Nun wurde der von der Künstlerin Michaela Melián konzipierte Gedenkort »Ulrichsschuppen« im Hafen der Stadt eingeweiht.
Mahnmal für die Opfer des KZ Sajmište am Ufer der Sava in Belgrad
2023/26 Reportage Auf dem Gelände des KZ Sajmište in Belgrad wird eine umstrittene Gedenkstätte eingerichtet

Jungle+ Artikel Nationalistische Schuldzuweisungen

Das KZ Sajmište in Belgrad war lange vergessen. Das soll sich ändern. Seit Juli vorigen Jahres lässt die Regierung Serbiens das ehemalige Lagergelände renovieren und eine Gedenkstätte einrichten – allerdings im Sinne einer nationalistischen Geschichtspolitik.