Kurt Tallert alias Retrogott
dschungel Kurt Tallert rekonstruiert die Verfolgungsgeschichte seines Vaters

Ein Memory für den Vater

Anhand der Spuren, die seine von den Nazis verfolgten Familienmitglieder hinterlassen haben, versucht Kurt Tallert eine Art historischer Familienaufstellung, die ihn immer wieder auf essayistische Abwege führt. Hannah Arendt und Heinrich Heine befeuern seine Gedanken ebenso wie James Baldwin und die Gravediggaz.
Palästinensische Flüchtlinge aus Galiläa, 1948
2024/23 Interview Adi Schwartz, Autor, im Gespräch über die Forderung nach Rückkehr palästinensischer Flüchtlinge nach Israel und warum diese bösartig ist

»Israel ist hier, um zu bleiben«

Während des Israelischen Unabhängigkeitskriegs flohen etwa 700.000 Palästinenser. Deren Flüchtlingsstatus wird unbegrenzt an nachfolgende Generationen vererbt. Die palästinensische Seite hat die Forderung nach Rückkehr nie aufgegeben; »Rückkehrrecht« war immer eine Chiffre für die Abschaffung des jüdischen Staats, die in der UNRWA, dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten, ihre Institutionalisierung fand. Über diese Themen sprach die »Jungle World« mit dem israelischen Autor und Politikwissenschaftler Adi Schwartz.
Ohne Aussicht auf Rückkehr. Seit 2014 leben Tausende Yeziden im UN-Flüchtlingslager Khanke nahe der irakischen Stadt Dohuk
2024/23 Interview Ronya Othmann, Schriftstellerin, im Gespräch über die Verfolgung der Yeziden

Jungle+ Artikel »Hier geht die Panik um«

Bereits vor 2014 waren Yeziden vor der Verfolgung in ihren Herkunfts­ländern geflohen, die Massaker des »Islamischen Staats« verschärften die Situation dann noch weiter. Vielen in Deutschland lebenden Yeziden droht die Abschiebung, obwohl ihre Sicherheit im Irak nicht gewährleistet ist. Die »Jungle World« sprach mit der Schriftstellerin Ronya Othmann über Geschichte und Ursachen der Verfolgung sowie die gesellschaftlichen Veränderungen in der yezidischen Community.
Während heftiger arabisch-jüdischer Kämpfe um die Kontrolle über Jerusalem am 3. Juni 1948 schickt eine explodierende arabische Granate eine Rauchwolke über die alte Stadtmauer (l.); Historiker Benny Morris, 2007
2024/23 dschungel Warum Rashid Khalidi kein palästinensischer Neuer Historiker ist

Der Krieg gegen die Geschichte

Im Frühjahr 2020 erschien das vielbeachtete Buch »The Hundred Years’ War on Palestine: A History of Settler Colonialism and Resistance, 1917–2017« des US-amerikanisch-palästinensischen Historikers Rashid Khalidi, in dem der Autor den Zionismus als Siedlerkolonialismus und Instrument des britischen und US-amerikanischen Imperialismus darstellt. Das Buch hat die US-amerikanische Debatte über den israelisch-palästinensischen Konflikt maßgeblich beeinflusst. Dabei, so kritisierte der israelische Historiker Benny Morris in seiner 2020 in der »Jewish Review of Books« veröffentlichten Rezension, enthält es eine vereinfachende und verzerrende Darstellung der Geschichte und unterschlägt wesentliche historische Fakten. Aus Anlass des Erscheinens der deutschen Übersetzung von Khalidis Buch (»Der Hundertjährige Krieg um Palästina: Eine Geschichte von Siedlerkolonialismus und Widerstand«) dokumentiert »Jungle World« mit Einverständnis von Verlag und Autor Morris’ ausführliche Kritik an Khalidis Deutung des Konflikts.