Für die deutsche Punkband S.Y.P.H. ging ein Traum in Erfüllung, als sie mit dem Can-Bassisten Holger Czukay Anfang der Achtziger zwei Alben aufnahmen. Diese sind zusammen mit einer Compilation von raren Songs neu veröffentlicht worden und zeigen, dass S.Y.P.H. nicht nur den Krautrock verarbeiteten, sondern musikalisch ihrer Zeit auch voraus waren.
Punk ist widersprüchlich und vieles zugleich. Deswegen lässt sich nicht eindeutig sagen, was er ist und was nicht und auch nicht, ob er noch lebt oder schon tot ist.
Punkmusik speiste sich schon immer aus verschiedensten Einflüssen und reagierte auf sich verändernde gesellschaftliche Verhältnisse. Umso absurder sind vermeintliche Punk-Puristen, die der Szene ihrer Jugend hinterher trauern und ihre Deutungshoheit nicht aufgeben wollen.
Der Dokumentarfilm »Einfach machen!« erzählt die Geschichte dreier deutschsprachiger Punkbands, die aus Frauen bestanden. Dabei mystifiziert er weder die Bands als irgendwie »weiblich«, noch wird unterschlagen, wie schwer es für Frauen sein konnte, Musik zu machen.
Punk ist destruktiv und richtet sich gegen Autoritäten und das Selbst einengende Strukturen. Mit den Freiheitsvorstellungen des Neoliberalismus hat das jedoch nichts zu tun, vielmehr geht es um das Ausdrücken von Unzufriedenheit, Scheitern und Kaputtheit.
Das neue Album von Acht Eimer Hühnerherzen heißt »Lieder«, und davon finden sich auf der Platte ganze 14 Stück. Mit der »Jungle World« sprach die Band über ostdeutsche Sozialisation, darüber, ob Streit gut oder schlecht ist, und was Punk heute noch kann – und was nicht.
Die Frage, ob Punk nun tot ist oder weiterlebt, geht an seinem Wesen vorbei. Punk ist quasi unsterblich geworden, weil er ständige neu Ausformungen bildet, während alte absterben.
Entgegen vielen Behauptungen ist Punk lebendiger als gedacht. Seine destruktive Kraft macht ihn bis heute einflussreich, weil er Platz für Neues schaffte. Als kulturelle Strömung ebnete er der Postmoderne und dem Neoliberalismus den Weg.
Der nie zu enden scheinende Verfall von Punk zeigt sich immer wieder auch darin, dass Punk positiv umgedeutet und sein destruktiver Kern beseitigt werden soll. So kann er sogar pädagogisch wertvoll sein.
Punk ist schon lange dahingeschieden und wirkt doch so, als ob er die ewige Jugend besäße. Denn der Polit-Punk, der aus der Erbmasse des ursprünglichen entstand, findet heute noch Anhänger vorwiegend in der kulturindustriellen Peripherie. Unbedingt Hörenswertes kommt dabei jedoch nicht zustande.
Eine Vernissage erinnerte vergangene Woche an das Autonome Zentrum in Freiburg, das 1985 aus nie geklärter Ursache abbrannte. Ein paar Jahre lang war es in der Stadt der wichtigste Ort für Punk und Politik.