Beiträge zu Imprint

Hausbesetzer-Graffiti, Amsterdam 1983
2025/17 dschungel Die Kraker-Bewegung im Utrecht der neunziger Jahre

Jungle+ Artikel Springweg brennt

Utrecht in den neunziger Jahren: Eine Hausbesetzergang knackt ein uraltes, bezauberndes Altstadthaus. Drinnen spukt es, draußen lauern die Räumkommandos. Und völlig unerwartet wird »Springweg 23« zu einem Symbolkampf der alternativen Szene, der die gesamten Niederlande was angeht. Ein Auszug aus dem autobiographischen Kraker-Roman »Springweg brennt«.
Im Comic-Stil gezeichneter Mann, der raucht und Rauch asubläst
2025/14 dschungel Auszug aus dem gleichnamigen Debütroman von Peter Klein

Jungle+ Artikel Rauch

Sam Sapadi, ein gescheiterter Revolutionär, hat sich aus der Enge der Provinz in die Großstadt gerettet und in die Literatur geflüchtet, nur um sich dann als Speisekartenlektor, Literaturredakteur und schließlich als Werbetexter zu verdingen und am Ende alles zu verraten, was ihm einst richtig erschien. Doch der Protagonist versucht weiter das Unmögliche: mit dem Rauchen aufzuhören. Nicht einmal, sondern viele Male. Ein Entwicklungsroman aus dem Österreich der siebziger Jahre.
Diskussionen auf der »Internationalen Vietnam-Konferenz« am 17. Februar 1968 in Berlin: Johannes Agnoli, damals Assistent an der Freien Universität Berlin, mit den Schriftstellern Peter Weiss und Erich Fried (v. l.)
2025/13 dschungel Eine biographische Miniatur zum 100. Geburtstag des deutsch-italienischen Politikwissenschaftlers

Jungle+ Artikel Johannes Agnoli oder Subversion als Wissenschaft

Am 22. Februar 1925, vor 100 Jahren, wurde Johannes Agnoli geboren. Sein 1967 erschienenes Buch »Die Transformation der Demokratie« gilt als eine der bedeutendsten parlamentarismuskritischen Schriften der Nachkriegszeit. »Keine Freiheit für den, der von ihr Gebrauch macht«, fasste der Publizist Sebastian Haffner 1967 Agnolis Analyse der Herrschaftstechniken gegenüber »Subversiven« in einer Rezension zusammen. Die Verfassung der Bundesrepublik interpretierte Agnoli als Klassenkompromiss, der hauptsächlich dazu gedacht war, die Massen von der Macht fernzuhalten. In seiner biographischen Miniatur »Johannes Agnoli oder Subversion als Wissenschaft«, erschienen im Berliner Dietz-Verlag, gibt Michael Hewener Einblick in Agnolis Leben und Denken. Ein Auszug.
Paranoia über »das internationale ­Judentum«. Ausschnitt aus einem deutschen Propagandaposter von 1941
2025/12 dschungel Der Unterschied zwischen Rassismus und Antisemitismus

Jungle+ Artikel Antisemitismus und weißer Rassismus

Was ist der Unterschied zwischen Rassismus und Antisemitismus? Der US-amerikanische Historiker Jeffrey Herf gibt in einem Kapitel seines neuen Buchs »Drei Gesichter des Antisemitismus« eine Antwort. Er stellt Verbindungen zwischen dem Rassismus der amerikanischen ­Sklavenhalter und dem Nationalsozialismus her, insistiert aber darauf, dass die Juden im faschistischen Deutschland vor allem als politische Subjekte verfolgt wurden – nicht als unterlegene halbmenschliche, sondern als mächtige in Feindschaft verschworene Rasse.
Jüdische Flüchtlinge nahe eines von Joint (American Jewish Joint Distribution Committee) eingerichteten Auffanglagers, 1949
2025/11 dschungel Stephan Grigat im Gespräch über Flucht und Vertreibung der Juden aus der arabischen Welt

Jungle+ Artikel »Eine Tragödie, die bis heute kaum auf­gearbeitet ist«

Der erzwungene Massenexodus der Juden nach 1948 aus dem ­arabischen Raum wurde außerhalb Israels lange Zeit kaum beachtet. Das hat sich inzwischen verändert. Allerdings wird die Vertreibung nicht selten nur als Parallelerzählung zur Fluchtgeschichte der Palästinenser wahrgenommen. Stephan Grigat erklärt, warum diese Sicht problematisch ist.
Lehrte 27 Jahre an der ­Sorbonne: Vladimir ­Jankélévitch, 1976
2025/10 dschungel Politische Interventionen für Israel, gegen die UN und gegen das Vergessen der Shoah

Jungle+ Artikel Der Geist des Widerstands

»Das Verzeihen ist in den Todeslagern gestorben« – mit diesem Satz begründete der französische Philosoph Vladimir Jankélévitch seine unnachgiebige Haltung gegenüber den Deutschen nach dem Nationalsozialismus. Seine politischen Interventionen in Form von Artikeln und Reden, in denen er über die Résistance, Antisemitismus und Rassismus und die Erinnerung an die Shoah schrieb, sind nun zum ersten Mal auf Deutsch erschienen. In den drei hier publizierten Texten stehen Jankélévitchs Engagement für Israel, gegen die Vereinten Nationen und gegen das Vergessen im Mittelpunkt.
Die Welt schaut zurück. Alain Delon als Tom Ripley in »Plein Soleil«
2025/08 dschungel Auszug aus dem Buch »Objektverlust. Film in der narzisstischen Gesellschaft«

Jungle+ Artikel Augen des Apparats

Mit der Dominanz der sozialen Medien und Streaming-Dienste wird der Kinofilm allmählich zum Produkt einer neuartigen sozialen Kybernetik, die einem radikal veränderten Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft entspricht. Der Blick richtet sich nicht mehr mit Neugier oder Erkenntnisinteresse auf eine äußere Wirklichkeit, sondern auf einen Fundus überlieferter Bilder, die ihre historische und gesellschaftliche Bedeutung verloren haben. Kino, das der Gesellschaft eine Zeitlang die Möglichkeit geboten hatte, durch den Schock technisch vermittelter Erfahrung sich und das Andere zu betrachten, verwandelt sich zum bloßen Spiegel des Selbst, zur Erlebnismaterie einer narzisstischen Gesellschaft. Auszug aus dem ersten Kapitel von »Objektverlust. Film in der narzisstischen Gesellschaft«.
2025/07 dschungel Von der Coolness der Küchenschabe und andere feministische Tiergedichte

Jungle+ Artikel Der Hahn erläutert unentwegt der Henne, wie man Eier legt

Auf Schönheitsnormen wird gepfiffen, Care-Arbeit neu interpretiert, hammerharte Boss Girls geben dem abgewirtschafteten Patriarchat den Rest. Hier wird das Tiergedicht ein für alle Mal dem männlichen Blick entrissen und eine weibliche ­Perspektive in die komische deutsche Lyrik geschleust. Es werden schmerzhafte gesellschaftspolitische Themen angesprochen, aber es wird auch die Freude am kollektiven Empowerment besungen. Von Ella Carina Werner (Text) und Juliane Pieper (Illustration).
Ein Hauch von Che. Thomas Müntzer (1489–1525)
2025/05 dschungel Auszug aus dem Buch »1525: Thomas Müntzer und die Revolution des gemeinen Mannes«

Jungle+ Artikel 1525: Thomas Müntzer und der Bauernaufstand

Fanatiker oder Freiheitskämpfer? Über keine andere Person der Reformationszeit wurde derart heftig diskutiert wie über Thomas Müntzer. Die einen erklärten ihn zum mystischen Schwärmer, andere zum Theologen auf Abwegen, zum Utopisten oder Revolutionär mit Regenbogenfahne.
Nach der Schlacht am Großen Redan. Am ­­9. ­September 1855 werden in ­Sewastopol die ­Leichen abtransportiert. Stich von E. A. Goodall
2025/04 dschungel Was Marx über Russland dachte

Jungle+ Artikel Marx gegen Moskau

Karl Marx befand sich in einer »Fundamentalopposition zum russischen Staat« – so formuliert es Timm Graßmann, Editor bei der Marx-Engels-Gesamtausgabe, in seinem Buch »Marx gegen Moskau«. Marx, der Russlands Außenpolitik in Analogie zum Kapital als alles Bestehende verschlingend sah, analysierte die russische Autokratie früh. Vor allem seine Gedanken zum Krimkrieg (1853–1856) erscheinen angesichts von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine erstaunlich aktuell.
2025/03 dschungel Auszug aus dem Band »Trump & Co. Der un/aufhaltsame Weg des Westens in die Anti-Demokratie«

Das gute Volk und die schlechte Gesellschaft

Weder Prozesse noch Skandale konnten ihn aufhalten: Donald Trump ist ein zweites Mal zum ­Präsidenten der USA gewählt worden. Flankiert von seinem Buddy Elon Musk wird der »Horrorclown« nichts Geringeres ver­suchen als die Neugestaltung der Welt. Wie konnte das passieren?
»Erdenhölle«. So reagierte Voltaire auf das Erdbeben von Lissabon, hier dargestellt auf einem zeitgenössischen Stich
2024/51 dschungel Wie das Erdbeben in Lissabon 1755 die Aufklärung beeinflusste

Jungle+ Artikel Elend und Erkenntnis

Auf das verheerende Erdbeben in Lissabon 1755, das die gesamte Stadt zerstörte, folgte ein intellektuelles Erdbeben: Die Frage danach, wie ein gütiger Gott eine solche Katastrophe zulassen kann, beschäftigte unter anderem Voltaire und Goethe – und trug maßgeblich zur Verbreitung der Aufklärung bei, wie der ­Erziehungswissenschaftler Daniel Burghardt in einem Kapitel seines Buchs »Elend und Emanzipation« herausarbeitet.
War einmal ein Vulkan. Der Katzenbuckelsee neben dem Berg Katzenbuckel im baden-württembergischen Teil des Odenwalds
2024/46 dschungel Der Roman »Odenwald« über Theodor W. Adorno und deutsche Auswanderer nach Texas

Jungle+ Artikel Odenwald

Ein Besuch in Adornos liebstem Ort Amorbach bringt den Stein ins Rollen: Im neuen Roman »Odenwald« von Thomas Meinecke gehen seine Figuren und der Autor selbst auf eine Recherchereise, die sie zu den neuen Debatten über Materialismus und zu deutschen Auswanderern nach Texas aus dem 19. Jahrhundert führt.
Kaktus mit Luftballon
2024/44 dschungel Eine Kostprobe aus dem Roman »Bravo Bar«

Jungle+ Artikel Das Ende des Endlossommers

Der unterbeschäftigte Musikjournalist Timo möchte sich der erfolgreichen Straßenrapperin Rachelle zu Füßen werfen. Die allerdings läuft gerade auf wackeligen Beinen durch die Berliner Parks, denn sie kann ihre Krebserkrankung im Frühstadium nur noch mit einer ­Chemotherapie heilen und fühlt sich wie auf einem Drogentrip, der ihre Schutzmauern schwinden lässt. Wie gut, dass es Greta gibt! Die Aktivistin mit den Superkräften weiß immer einen (Aus-)Weg, auch wenn dieser durch ihre eigenen Begehrenshöhen und -tiefen führt. Die Geschichte von drei Soulmates, die vor unverschämten Herausforderungen stehen und Halt in der legendären Bravo Bar in der Berliner Torstraße finden. Aus dem Anfang des Romans »Bravo Bar«.
Der verträumte Antisemit. Byron auf einem Gemälde von Richard Westall aus dem Jahr 1813
2024/38 dschungel Auszug aus dem Buch »Lord Byron, der erste Anti-Byronist«

Jungle+ Artikel Lord Byron und die Juden

Wie kaum ein anderer polarisierte Lord Byron (1788–1824) schon zu Lebzeiten und entzauberte selbst den Mythos vom düsteren Helden, Libertin, Bürgerschreck und Freiheitskämpfer. In zwölf Essays nähert sich Richard Schuberth dem Dichter an und setzt dessen innere Widersprüche in Beziehung zu den Widersprüchen seiner Zeit sowie zu Problemen und Diskursen der Gegenwart. Auch Byrons Verhältnis zum Jüdischen ist geprägt durch den Ort, Großbritannien, wo der Antisemitismus etwas weniger rigide ausfiel als auf dem Kontinent, und die Zeit seines Wirkens, jene Übergangsepoche zwischen Früher Neuzeit und Moderne, in der sich deutlich die Transformation der verschiedenen Antisemitismen beobachten lässt. Byrons dichterische Hetze gegen die Juden ist aber auch vor diesem Hintergrund unentschuldbar. Ein Auszug aus dem Kapitel »Byron und die Juden« aus dem im ­Wallstein-Verlag erschienenen Buch »Lord Byron, der erste Anti-­Byronist«.