Wie die Hamburger Schule mit der deutschen Sprache haderte

»Scheiß auf deutsche Texte«

Eine »Geschichte der Hamburger Schule« hat Jonas Engelmann mit seinem Buch »Der Text ist meine Party« vorgelegt. Die Chronik lässt auch Protagonistinnen und Protagonisten der Musikszene zu Wort kommen. In dem mit »Lyrics gegen die Quote« unterüberschriebenen Kapitel »›Scheiß auf deutsche Texte‹» dreht sich alles um die (meist fehlenden) Vorbilder und andere Tücken, mit denen die Musiker der Hamburger Schule in Hinblick auf die deutsche Sprache zu tun hatten – und wie so unterschiedliche Bands wie Kolossale Jugend, Blumfeld oder Toco­tronic dazu kamen, ein Deutsch in Anführungszeichen zu entwickeln.
Imprint

Ich bin aufgewachsen
In der britischen Zone
Ich war immer besetzt
Ich kann gar nicht ohne
Die Sterne: »Nüchtern«, 1994

Der »Antireflex«, der aus dem Sterne-Song »Scheiß auf deutsche Texte« spricht, macht deutlich, dass die Entscheidung, auf Deutsch zu singen, nicht ohne Brüche und die Be- und Hinterfragung dieser Entscheidung einherging. »Deutsche Texte waren bei den Gruppen der sogenannten ›Hamburger Schule‹ etwas Selbstverständliches, was keinesfalls gleichbedeutend war mit: etwas Natürliches«, schreibt Frank Apunkt Schneider in seinem Buch »Als die Welt noch unterging«. Das Deutsche war besetzt von Schlager und NDW, die Nazis hatten vorhandene Traditionen einer Kultur der »Zwischentöne«, wie Frank Spilker es nennt, zerstört. Aber es gab einige Vorbilder, in deren Tradition sich die Musiker der Hamburger Schule gesehen haben, obgleich natürlich das Wort »Tradition« gerade im Deutschen eher negativ besetzt ist.

»Stereo Total is playing at my house« – Vorbilder

Frank Spilker: Der Schlager der fünfziger Jahre ist eine Fortsetzung dessen, was die Nazis übriggelassen haben. Dieselben Leute, die »Bomben auf Engelland« schrieben, haben bis in die Sechziger und Siebziger Schlager für Vicky Leandros und Lena Vala­itis geschrieben. Das war der Duktus. Und dann kam mit Punk und NDW die Idee auf: Das geht ja auch ganz anders. Das war für mich ein entscheidender Moment: Da will ich hin.

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