Säkularer Islamismus?
Der US-Politologe Francis Fukuyama landete einen publizistischen Coup, als er im Sommer 1989 verkündete, das Hegel’sche »Ende der Geschichte« sei gekommen – es verwirkliche sich allerdings weder im preußischen Staat noch im Kommunismus, sondern im Sieg der westlichen Liberaldemokratie über den Realsozialismus. Religion und Nationalismus waren die beiden einzigen globalen Phänomene, denen Fukuyama noch ein – wenn auch äußerst begrenztes – Störpotential gegen den Siegeszug liberalkapitalistischer Modernität einräumte. Mehr als 20 Jahre nach den Anschlägen des 11. September 2001 in den USA haben sich die Konstellationen des von Fukuyama stolz verkündeten »Endes der Geschichte« anscheinend umgekehrt. Die von ihm als letzte schwache Spoiler des Siegeszugs der Liberaldemokratie identifizierten Faktoren, religiöser Fundamentalismus und Ethnonationalismus, sind von der Peripherie ins Zentrum des Geschehens gerückt.
Wie kommt es nun, dass ausgerechnet das Regime Iran vom Westen immer wieder mit diplomatischen Avancen bedacht wird, anstatt nachhaltig kritisiert, boykottiert oder gar mit militärischen Antworten auf seine Angriffe bedroht zu werden?
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