Israel hat in den Verhandlungen mit der Hamas keine klare Position

Planlos in Doha

Israel hat keine klare Position in den Verhandlungen mit der Hamas. Die islamistische Terrororganisation dürfte ihre politische Macht im Gaza-Streifen nach einem Ende der Kämpfe bewahren können – und sich umgehend um Wiederaufrüstung bemühen.

Im Gespräch mit den Familien von fünf in den Gaza-Streifen verschleppten Frauen gab Yoav Gallant sich am Montag optimistisch. »So nahe waren wir einer Vereinbarung noch nie«, sagte der israelische Verteidigungsminister. Am Wochenende hatten in Jerusalem, Tel Aviv und anderen Städten Israels erneut Tausende für eine Abmachung demonstriert, die zur Freilassung der etwa 120 Geiseln führen würde, und Ministerpräsident Benjamin Netanyahu vorgeworfen, er verschleppe die Verhandlungen mit der Hamas, die in Doha, der Hauptstadt Katars, stattfinden.

Der innenpolitische Druck auf Netan­yahu steigt, doch scheint er seinen ­politischen Kurs eher noch rücksichtsloser als bisher schon durchsetzen zu wollen. Israelischen Medienberichten zufolge debattiert er mit dem rechten Flügel der Likud-Partei über eine Entlassung Gallants, die in der Ende Juli beginnenden Sitzungspause der Knesset erfolgen könnte. Damit würden, nachdem sich der Oppositionspolitiker Benny Gantz im Juni aus dem Kriegskabinett zurückgezogen hatte, weil Netan­ya­hu sich ausdauernd weigerte, einen Nachkriegsplan für den Gaza-Streifen vorzulegen, die Entscheidungen über Militäroperationen wohl ausschließlich von Getreuen getroffen, die die Politik des Ministerpräsidenten nicht in Frage stellen.

Für den Iran scheint der gegenwär­tige Konflikt eine Generalprobe zu sein, in der die eigenen militärischen Fähigkeiten und die der Verbündeten erprobt sowie die internationalen Reaktionen getestet werden.

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