Rudy Reichstadt, Conspiracy Watch, im Gespräch über Antisemitismus im französischen Wahlkampf

»Die Banalisierung des Antisemitismus ist ein Problem«

Die Neuwahlen zum französischen Parlament sind zu einem Zweikampf zwischen dem linken Großbündnis Nouveau Front populaire (NFP) und Marine Le Pens Rassemblement national (RN) geworden. Teile des linken Bündnisses versuchen, politisches Kapital aus dem Krieg zwischen Hamas und Israel zu schlagen, der RN gibt sich antisemitismuskritisch. Darüber, welche Rolle das Thema Antisemitismus im Wahlkampf spielt, sprach die »Jungle World« mit dem Journalisten und Autoren Rudy Reichstadt.
Interview

Sie haben kürzlich ein Buch zur politischen Geschichte des Antisemitismus in Frankreich mitherausgegeben. Es beginnt mit dem Jahr 1967, dem Jahr des Sechstagekriegs. Dieser markierte einen Bruch vor allem in der Beziehung der internationalen Linken zu Israel. Konzen­trieren Sie sich auf den linken Antisemitismus?
Der Sechstagekrieg hat sich in mehrfacher Hinsicht auf das politische Leben in Frankreich ausgewirkt und bildet daher unseren Ausgangspunkt. Am 27. November 1967 bezeichnete der damalige französische Präsident Charles de Gaulle in einer berühmten Pressekonferenz zum Sechstagekrieg die ­Juden als elitäres, selbstbewusstes und herrschsüchtiges Volk. So hatte man auf höchster staatlicher Ebene nach 1945 noch nie gesprochen. Viele französische Juden und ihre Freunde waren schockiert.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::