Kehrt James Bond zu seinen jüdischen Wurzeln zurück?

Homestory #12/24

Bei James Bond scheiden sich auch in der Redaktion der »Jungle World« die Geister - Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Dass Aaron Taylor-Johnson der neue Darsteller des britischen Geheimagenten werden soll, wird hingegen einhellig begrüßt.
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Fragt man in der Redaktion der Jungle World nach dem Lieblings-James-Bond-Darsteller der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so fällt die Antwort fast einhellig aus. Es ist weder Sean Connery noch Daniel Craig oder Roger Moore. »Zwei der älteren Hauptdarsteller sind sexy. Mehr Positives kann ich daran nicht finden«, so ein Redakteur, der explizit nicht Connery oder Moore meint. »Ist immer derselbe Quatsch. Knarren, Bumbum, Sex und Bösewichte.«

»Hoffentlich meinst du mit sexy nicht Pierce Brosnan«, kommt prompt die Antwort. Die Redakteurin findet, der Mann gleiche eher einem noch nicht geküssten Frosch als einem Märchenprinzen.

»Was ist denn das für ein niedliches Krötlein«, schreibt eine Layouterin verzückt zum Bild von tierischen Brosnan-Doubles. Doch auch ein anderer Redakteur muss gestehen: »Ich bin peinlicherweise total der Brosnan-Fan.«

Grace Jones

Lieblingsfigur vieler »Jungle World«-Redakteur:innen aus dem James-Bond-Universum: Grace Jones

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picture alliance/United Archives | United Archives/Impress

Der Liebling der Diskussionsrunde ist jedoch kein Agent, sondern das mutigste aller Bond-Girls: May Day aus »Im Angesicht des Todes«, gespielt von der großartigen Grace Jones. Auf dem Filmplakat posiert sie Seite an Seite mit dem Agenten, das war damals ein Novum. Nicht nur die Jungle World-Kollegen finden, dass die Superfrau May Day den Agenten 007 in den Schatten stellte.

»Filmhistorisch spannend ist der sowjetische Bond«, wirft eine Redakteurin ein. Der fiktive SS-Standartenführer Max Otto von Stierlitz – in der Fernsehrealität der sowjetische Agent Maksim Issajew – sollte Ende der sechziger Jahre helfen, das Image des wegen der stalinistischen Säuberungen in Verruf geratenen KGB aufzupolieren.

Und tatsächlich, von Stierlitz avancierte zum großen Vorbild für viele kleine Jungs in der Sowjetunion. »Nach jedem neuen Spionagefilm kamen ein paar mutige junge Männer ins Büro und fragten, wie sie einsteigen könnten, und ein Beamter der Spionageabwehr wurde beauftragt, sie zu empfangen«, schreibt Philip Short in seiner kürzlich erschienenen Biographie Wladimir Putins.

Als Präsident scherzte Putin gerne: »So etwas wie einen ehemaligen KGB-Agenten gibt es nicht.«

Denn einer, der ebenfalls von diesem Beamten empfangen wurde, nachdem er seinen ganzen Mut zusammengenommen hatte, um das KGB-Hauptquartier in Leningrad aufzusuchen und seine Dienste anzubieten, war der junge Wladimir Putin. Es sei auf Anraten jenes Beamten gewesen, dass Putin sich entschied, Jura zu studieren, und tatsächlich warb ihn der KGB nach seinem Universitätsabschluss an. Noch als Präsident scherzte Putin gerne: »So etwas wie einen ehemaligen KGB-Agenten gibt es nicht.«

Kurz vor Redaktionsschluss erreichte die Jungle World noch die Nachricht, dass der neue James Bond ausgewählt wurde. Laut dem britischen Boulevardblatt Sun müsse der Auserwählte, Aaron Taylor-Johnson, das Angebot nur noch annehmen.

James Bond würde damit zu seinen jüdischen Wurzeln zurückkehren, denn dem Historiker Benny Morris zufolge basierte die Idee des Bond-Schöpfers Ian Fleming zu seiner legendären Figur auf der Biographie des jüdisch-ukrainischen Spions in britischen Diensten, Sidney Reilly, der zudem als Doppelagent für mindesten vier Länder tätig gewesen sein soll.