In der britischen Hauptstadt demonstrierten am Wochenende erneut Hunderttausende gegen Israel

Londoner für Palästina

Am Samstag demonstrierten erneut Hunderttausende Menschen in London gegen Israel. Insbesondere in der Labour-Partei führt der Krieg im Gaza-Streifen zu schweren Konflikten.

London. Eigentlich hätte Jeremy Corbyn am Freitag vergangener Woche auf der von der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisierten Konferenz »Europa den Räten« sprechen sollen. Doch die gastgebende Volksbühne lud den ehemaligen Vorsitzenden der britischen Labour-Partei aus – »aufgrund der Haltung, die Jeremy Corbyn aktuell zum Nahost-Konflikt vertritt«, wie eine Pressesprecherin mitteilte. Seine Reise nach Berlin fiel also aus, doch dafür lief Corbyn am Samstag, dem britischen Armistice Day, an dem traditionell der im Ersten Weltkrieg gefallenen britischen Soldaten gedacht wird, an der Spitze des großen Pro-Palästina-Protestzugs in London, hinter ihm nach Polizeiangaben rund 300.000 Menschen.

Corbyn hatte sich nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober wiederholt geweigert, die Taten der Hamas explizit zu verurteilen. Er verurteile alle Gewalt gegen Zivilisten, egal von wem sie begangen würde, antwortete er auf Nachfragen von Journalisten. Corbyn hatte in der Vergangenheit Mitglieder der Hamas getroffen und 2009 Vertreter der Hamas und der Hizbollah sogar als »Freude« bezeichnet, wovon er sich indes später distanzierte.

Folgenreich war vor allem seine Weigerung, sich für die zahlreiche Fälle von Antisemitismus in der Labour-Partei unter seiner Führung zu entschul­digen oder diesen als »strukturelles Problem« der Partei anzuerkennen, wie es eine unabhängige Untersuchung der Equality and Human Rights Commission (EHRC) 2020 festgestellt hatte. Corbyns Amtsnachfolger Keir Starmer schloss ihn aus der Labour-Fraktion im Unterhaus des Parlaments aus, dem Corbyn seither als Unabhängiger angehört. In seinem Wahlkreis in Nordlondon wird er bei den nächsten Wahlen nicht mehr für Labour antreten.

Seit dem 7. Oktober finden wöchentlich in London und in zahlreichen anderen britischen Städten Proteste gegen Israels Kriegsführung statt.

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