Martin Schirdewan, Bundesvorsitzender von »Die Linke«, im Gespräch über die Krise der Linkspartei

»Einige haben erkennbar mit der Partei abgeschlossen«

Sahra Wagenknecht sitzt derzeit noch für die Linkspartei im Bundestag, doch Berichten zufolge bereitet sie die Gründung einer konkurrierenden Partei vor. Die »Jungle World« sprach mit dem Co-Vorsitzenden der Linkspartei, Martin Schirdewan, über die drohende Spaltung und darüber, ob die Partei noch eine Zukunft hat.
Interview Von

Spätestens seit Amira Mohamed Ali Anfang August ihren Rückzug als Co-Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag angekündigt hat, reden manche Beobachter:in­nen vom baldigen Ende der Partei. War’s das jetzt?
»Die Linke« ist schon oft totgesagt worden und hat dann bewiesen, in Wirklichkeit quicklebendig zu sein. Ich erlebe das ganz deutlich, wenn ich an der Basis unterwegs bin, aber auch, wenn ich mit den vielen Mandats­träger:in­nen und ehrenamtlichen Verant­wor­tungs­träger:in­nen spreche. Es steckt viel Herzblut, viel Engagement und viel Kompetenz in dieser Partei. Gemeinsam werden wir auch diesen Sturm überstehen. Wir streiten für Ziele, die hochaktuell sind: Die Abschaffung der Armut mit höheren Sozialleistungen und einem höheren Mindestlohn, Umverteilung der Arbeit durch Arbeitszeitverkürzung, Indexlöhne, einen bundesweiten Mietendeckel, Klimagerechtigkeit und nicht zuletzt die Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums mit einer Reform des Steuersystems.

Wird die Partei nicht noch schwächer aus der aktuellen Krise hervorgehen, wenn sie den Wagenknecht-Flügel verliert?
Ich glaube ganz bestimmt, dass »Die Linke« gestärkt aus ihren Krisen hervorgehen kann. Es geht dabei aber nicht darum, irgendwelche Flügel zu verlieren. Ich bin fest überzeugt von dem Ansatz einer pluralistischen Linken. Alle, die daran mitwirken wollen, sind herzlich willkommen. Dazu gehört natürlich ein demokratisches Grundverständ­nis, bei dem man auch akzeptiert, wenn man überstimmt wird.

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