Marcin Kącki, Autor, im Gespräch über die Anhänger der rechtsextremen Konfederacja

»Die Incels sehen sich als Opfer der Frauen«

Die polnische Rechte hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder verändert. Eine neue bedeutende Partei ist die 2019 gegründete Konfederacja Wolność i Niepodległość (Konföderation der Freiheit und Unabhängigkeit). Der Journalist Marcin Kącki hat für seine jüngst als Buch erschienene Reportage »Chłopcy. Idą po Polskę« (in etwa: Jungs. Sie kommen, um sich Polen zu holen) im Milieu ihrer Anhänger und Unterstützer recherchiert.
Interview Von

Ihr neues Buch ist eine Reportage über das Milieu der Konföderation. Was ist das für eine Szene?
Es ist eine Szene ähnlich der AfD, die die Flüchtlingskrise ausnutzt, vor allem die Ankunft der ukrainischen Kriegsflüchtlinge. Sie schlägt ausländerfeindliche Töne an und übertrumpft sogar die Fremdenfeindlichkeit der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Es ist aber auch eine ideologisch mehrdeutige Bewegung, denn die Konföderation ist ein Zusammenschluss von drei Gruppierungen: die Korona Polska (Polnische Krone), die eine Art katholische Theokratie anstrebt, der nationalistische Ruch Narodowy (Nationale Bewegung) und die Nowa Nadzieja (Neue Hoffnung), die dem Paläoliberalismus nahesteht, also Wirtschaftsliberale mit konservativer Moral.

Welche Bedeutung hat dieses rechtsradikale Milieu heute in Polen?
Aufgrund des Fluchtgeschehens und im Einklang mit dem europäischen Trend wird es immer stärker. Im vergangenen Jahr lag die Konföderation in Umfragen noch bei vier bis fünf Prozent, jetzt sind es bis zu 15.

»Der Staat ist PiS, die Partei, die in den vergangenen Jahren demokratische Standards und die Verfassung demontiert hat. Es kaum zu erwarten, dass PiS gegen die Radikalisierung vorgeht, der sie selbst den Weg bereitet.«

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