Donnerstag, 06.07.2017 / 09:50 Uhr

Atheismus in Saudi Arabien

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Aus dem Netz

Auf Qantara.de ist ein längerer Beitrag über Atheismus in Saudi Arabien erschienen:

Obwohl die Religionsführer in Saudi-Arabien immer wieder vor der "Gefahr des Atheismus" oder dem "Zweifel an Gott" warnen, wenden sich viele Bürger des Königreichs vom Islam ab. Diese Abkehr von der Religion könnte unter anderem an den strengen saudischen Gesetzen im Namen des Islam oder am leichten Zugang zu Informationen im Zeitalter der Massenkommunikation liegen. Leider müssen diejenigen, die diesen Weg tatsächlich beschreiten, mit drakonischen Strafen rechnen oder ein Doppelleben führen.

Vor Kurzem erst wurde im saudischen Königreich erneut ein Atheist zum Tode verurteilt, weil er ein Video veröffentlicht hatte, in dem er dem Islam entsagte. Sein Name ist der junge Ahmad al-Shamri aus Hafar al-Batin, einer Kleinstadt im Osten des Landes. In seiner Videobotschaft schwörte Al-Shamri dem Islam ab und äußerte sich abschätzig über den Propheten Mohammed. Nachdem er 2014 in den sozialen Medien einige Videos hochgeladen hatte, um seine Ansichten zu teilen, wurde er wegen "Atheismus und Blasphemie" angeklagt.

Da die Abkehr vom Islam in Saudi-Arabien mit der Todesstrafe geahndet wird, wurde Al-Shamri am 25. April 2017 vom Obersten Gerichtshof des Landes tatsächlich zum Tode verurteilt. Auch wenn sich solche Gerichtsverhandlungen über Monate hinziehen können, steht im Fall von Blasphemie, Atheismus oder Homosexualität das Urteil häufig schon vorher fest. (...)

Ebenso wie andere Golfstaaten nimmt Saudi-Arabien den Atheismus als Bedrohung wahr, die beseitigt werden muss. In den letzten Jahren gab es am Golf zahlreiche Konferenzen, Schulungen und Workshops zur "Immunisierung" der Gesellschaft - insbesondere der Jugend - gegen atheistische Ansichten. Ein weiterer Schritt in diese Richtung: die Gründung des Fachbereichs für Glaubens- und Religionsstudien der Al-Madina-Universität und des Yaqeen-Zentrums in Riad.

Yaqeen bedeutet "Gewissheit", und dieses Zentrum ist auf den Kampf gegen atheistische und nichtreligiöse Tendenzen spezialisiert. Laut Eigendarstellung verfolgt die Einrichtung das Ziel "beim Kampf gegen Atheismus und fehlender Religionszugehörigkeit auf lokaler und globaler Ebene eine führende Rolle zu spielen". Welche Maßnahmen das Zentrum ergreift, um diesen Auftrag zu erfüllen, ist bis heute vollkommen unbekannt.

Doch damit nicht genug: Im Oktober 2016 führte das saudische Bildungsministerium an den Schulen des Königreiches gar ein Regierungsprogramm mit dem Namen "Immunität" ein, um Verwestlichung, Atheismus, Liberalismus und Säkularismus bereits im Kindesalter nachhaltig vorzubeugen.