Jungle+ Artikel 01.02.2024
Der 100. Todestag Lenins zeigt, dass Russland mit seinem Vermächtnis nicht mehr viel anzufangen weiß

100 Jahre Mumie

Am 21. Januar 1924 starb Wladimir Iljitsch Uljanow, besser bekannt als Lenin. Sein Leichnam wurde im selben Monat konserviert und im Mausoleum ausgestellt.

Auf dem Foto ist ein bis zum Rand gefüllter Müllcontainer in einer Siedlung unweit von Pjatigorsk im Gebiet Stawropol zu sehen, obendrauf eine imposante Lenin-Büste. Dieses Bild wurde am Vorabend des 21. Januar dieses Jahres, dem 100. Todestag des einstigen russischen Revolutionsführers Wladimir Iljitsch Lenin, auf einem lokalen Telegram-Kanal veröffentlicht. Den Worten des örtlichen Verwaltungschefs nach zu urteilen, der den Fund kommentierte, handelt es sich um eine neue Aufnahme. Daraus lassen sich zwei Schlussfolgerungen ziehen: Lenin-Abbildungen gibt es in Russland auch ein Jahrhundert nach seinem Ableben zur Genüge, doch nicht in den Augen aller scheint der bolschewistische Theoretiker, Stratege und Staatsmann vorm Müllhaufen der Geschichte sicher zu sein.

»Lenin lebte, lebt und wird leben!«

Tatsächlich findet sich wohl in jeder russischen Stadt, die etwas auf sich hält, mindestens ein Lenin-Denkmal – mal in Siegerpose, mal in nachdenklicher Manier oder auch mal in wenig schmeichelhafter Ausführung, die darauf schließen lässt, dass der Hersteller der Skulptur den Abgebildeten eher geringgeschätzt haben dürfte. Hinzu kommen unzählige Büsten, Gedenktafeln und dergleichen mehr innerhalb von Gebäuden, in denen Forschungsinstitute oder sonstige Institutionen ihren Sitz hatten oder haben. Sich ihrer systematisch zu entledigen – wie in der Ukraine entsprechend der dort seit 2014 geltenden politischen Linie der Entsowjetisierung –, steht in Russland ganz offensichtlich nicht auf der Tagesordnung. Der bekannte sowjetische Slogan »Lenin lebte, lebt und wird leben!« hallt bis heute nach.

Seit Putin Lenin als Verantwortlichen für die Gründung der Ukraine zu diffamieren versucht hat, um kurz darauf das Land zu überfallen, kann die politische Einordnung von Lenins Erbe heikel werden.

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