Streiken für den Israel-Boykott
Wer nach dem grauenhaften Massaker vom 7. Oktober mit Solidarität für Israel aus der Kulturszene rechnete, wartete vergebens. Neben vereinzelten Solidaritätsadressen von Künstlern und ein paar wenigen Institutionen, die es wagten, Stellung zu beziehen, herrschte in weiten Teilen des internationalen wie deutschen Kulturbetriebs vor allem eines: dröhnendes Schweigen. Lange währte das nicht. In den Tagen nach der hemmungslosen Mordorgie der Hamas solidarisierten sich einschlägig antizionistisch orientierte Künstler, Kulturarbeiter und Aktivisten mit dem, wie es oft hieß, »palästinensischen Befreiungskampf«.
Wer die Debatten über den Bundestagsbeschluss gegen BDS, die »Initiative GG5.3 Weltoffenheit« und die Documenta 15 verfolgt hatte, konnte sich über das entsprechende Engagement des kulturell-progressiven Milieus, das seinen Weg schnell aus den sozialen Medien zu Protesten auf der Straße fand, nicht allzu sehr wundern. Bald hallte während einer der sogenannten propalästinensischen Demonstrationen der an rechtsextreme »Schuldkult«-Debatten erinnernde Slogan »Free Palestine from German guilt« durch die Berliner Straßen.
Bereits Mitte Oktober klagte die Philosophin Susan Neiman über einen »philosemitischen McCarthyismus«, der seit einigen Jahren Deutschland im Griff habe und dessen »reiches kulturelles Leben« gefährde.
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