Die faschistische Lapua-­Bewegung in Finnland entführte in den Dreißigern politische Gegner

Rückkehr der Blauschwarzen

Im Finnland der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre terrorisierte die faschistische Lapua-Bewegung ihre politischen Gegner, entführte reihenweise sozialdemokratische Parlamentarier und trieb die Regierung vor sich her, die eine Reihe antikommunistischer Gesetze erließ. Eine neue Partei in Finnland, die Sinimusta Liike (Blauschwarze Bewegung), bezieht sich positiv auf diese Vergangenheit.

In Finnland hat vor fünf Wochen eine Mitte-rechts-Koalition, bestehend aus vier Parteien, die von der Sozialdemokratin Sanna Marin geführte Regierung abgelöst. Bereits nach wenigen Wochen sorgen vor allem die an der Koalition beteiligten Rechtspopulisten von den Wahren Finnen (PS) mit rassistischen Aussagen für internationale Skandale. Doch der neuen Regierung unter Ministerpräsident Petteri Orpo von der konservativen Nationalen Sammlungspartei droht sogar noch Konkurrenz von rechts: Der offen ­faschistischen Partei Sinimusta Liike (Blauschwarze Bewegung) gelang vergangenes Jahr die Aufnahme ins Parteienregister. Sie ist nach einer faschistischen Jugendorganisation der dreißiger Jahre benannt, die damals den Hitlergruß übernommen hatte.

Deren Vorgeschichte gründete darin, dass trotz des Siegs der antikommunistischen »Weißen« im finnischen Bürgerkrieg im Jahr 1918 die rechten Kräfte des Landes mit der darauffolgenden politischen Situation nicht ganz zufrieden waren. Denn republikanische Parteien hatten sich gegen die monarchistischen und prodeutschen Kräfte durchgesetzt, Finnland wurde eine Präsidialrepublik, in der die liberalen Kräfte stark waren. Einige der radika­leren Sozialdemokraten flohen zwar nach Russland, unter der Führung um Väinö Tanner konnte aber eine reformistische, westlich orientierte finnische Sozialdemokratie an Einfluss gewinnen. Auch die Kommunisten, die mit den Sozialdemokraten um die Vorherrschaft in den Gewerkschaften konkurrierten, verstärkten ihre Aktivitäten im Untergrund und schafften mit Tarnparteien immer wieder den Einzug ins Parlament.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::