El Chapos Sohn Joaquín Guzmán López half bei der Festnahme von El Mayo

Drogenboss im Gepäck

Ein mexikanischer Drogenboss hat in einem Privatflugzeug einen anderen mexikanischen Drogenboss in die USA entführt. Hintergrund ist vermutlich ein Deal mit der US-amerikanischen Justiz.

Wenn sich ein mexikanischer Drogenboss schon den US-Behörden stellt, dann darf das auch auf spektakuläre Weise geschehen. So wie am Donnerstag vergangener Woche, als Joaquín Guzmán López mit einem Propellerflugzeug illegal auf einem Flug­hafen in der Nähe des texanischen El Paso landete.

Der Sohn von Joaquín »El Chapo« Guzmán, dem in den USA einsitzenden Anführer des Sinaloa-Kartells, hatte den seit vier Jahrzehnten gesuchten Drogenboss Ismael Zambada García, genannt »El Mayo«, mit an Bord. Der wusste vermutlich von seiner anstehenden Verhaftung ebenso wenig wie davon, dass unter den Flugzeuginsassen zwei ehemalige US-Beamte waren. Behördenquellen zufolge hatte Guzmán López den Geschäftspartner mit der Behauptung ins Flugzeug gelockt, sie würden Immobilien im Norden von Mexiko besichtigen.

Bevor sich Guzmán López stellte, hatte er mit den US-Behörden so lange über die Bedingungen verhandelt, dass viele Beamte schon die Hoffnung auf einen Deal aufgegeben hatten.

Der 70jährige Zambada gründete in den achtziger Jahren zusammen mit seinem Partner Guzmán im mexikanischen Bundesstaat Sinaloa das kriminelle Netzwerk. Der 2017 an die USA ausgelieferte El Chapo verbüßt eine lebenslange Haftstrafe in einem Hochsicherheitsgefängnis in Colorado. Guzmán López, sein Bruder Ovidio und ihre beiden Halbbrüder Iván und Jesús Alfredo hatten den Anteil ihres Vaters am Kartell geerbt, wurden aber in den vergangenen Jahren von den US-Behörden als größte Schmuggler von Fentanyl in die USA ausgemacht.

Die Überdosierung der Droge gilt mittlerweile bei US-Amerikanern zwischen 18 und 45 Jahren als häufigste Todesursache. Beiden Männern drohen in den Vereinigten Staaten nun Anklagen unter anderem wegen Drogenhandel und Geldwäsche. Zambada plädierte am Freitag voriger Woche vor einem texanischen Gericht auf nicht schuldig. Sein Anwalt sagte, Guzmán López habe Zambada gegen dessen Willen »gewaltsam entführt«.

Bevor sich Guzmán López stellte, hatte er mit den US-Behörden so lange über die Bedingungen verhandelt, dass viele Beamte schon die Hoffnung auf einen Deal aufgegeben hatten. Um so überraschter waren sie, als sich Guzmán López in letzter Minute vor Abflug ankündigte – und erst recht, dass er Zambada dabei hatte. Die Gründe für die Mitnahme Zambadas sind unklar. Es gilt als wahrscheinlich, dass Guzmán López auf Strafmilderung für sich und seinen Bruder Ovidio hofft, der 2023 an die USA ausgeliefert wurde.