Über Hunde, die fliegen, und Fliegen, die Rinder jagen

Angst vor Fliegen

Cocos Angst vor Fliegen. Also nicht: vorm Fliegen, sondern vor Fliegen, Stubenfliegen, Musca domestica. Wenn Fliegen in der Wohnung sind, ist Coco beunruhigt.

Neulich habe ich an dieser Stelle über die vielfältigen Ängste der Menschen allgemein und der kleinen Hündin Coco im Besonderen berichtet. Eine habe ich dabei vergessen: die Angst vor Fliegen. Also nicht: vorm Fliegen, sondern vor Fliegen, Stubenfliegen, Musca domestica. Wenn Fliegen in der Wohnung sind, ist Coco beunruhigt. Sie hat ein paar Mal versucht, sie zu erwischen, doch längst gelernt, dass sie chancenlos ist. Jetzt steht sie stramm und starrt den Brummer an. Sie zeigt ihn an. Wenn niemand kommt, um zu helfen, tippelt sie flinken Fußes in ihre Box. Dort verkriecht sie sich.

Angst vor Fliegen! So ein Unsinn! Fliegen tun doch keiner Fliege etwas zuleide. Obwohl: Als Überträger von Ruhr, Typhus, Cholera, Salmonellose, Kinderlähmung und Maul- und Klauenseuche und durch das Verderben von Lebensmitteln können die Insekten uns Menschen gefährlich werden. Es hat daher durchaus eine Berechtigung, Fliegen im Haus nicht zu dulden, was in der Regel bedeutet, sie mittels einer Fliegenklatsche oder Leimfängern umzubringen. Auch wenn natürlich jeder Tierfreund erst einmal versucht, sie zu fangen und draußen freilassen, gelingt dies leider nur selten. Fliegen sind extrem reaktionsschnell und uns deutlich überlegen. 

Vielleicht hat Coco davon gehört, dass es auch Mordfliegen (Asilidae) gibt. Sie erbeuten unter anderem Käfer und Zuckmücken. Hunde gehören allerdings nicht zu ihren Beutetieren.

Wer seine Lebensmittel sorgsam lagert, braucht hierzulande jedoch nicht allzu viel Angst vor der Über­tragung von Krankheiten durch Fliegen zu haben. Und sollten Sie doch einmal eine töten, müssen Sie sich zumindest nicht sorgen, den Bestand der Art zu gefährden. Auch wenn diese Insekten uns und Coco nerven, sind die über 300 heimischen Fliegenarten wichtige Bestäuber und Nahrung für zahlreiche andere Tiere wie Frösche, Kröten, Spinnen und ­Vögel.

Woher also die Angst vor Fliegen? Vielleicht hat Coco davon gehört, dass es auch Mordfliegen (Asilidae) gibt. Sie erbeuten unter anderem Käfer und Zuckmücken. Hunde gehören allerdings nicht zu ihren Beutetieren. Es gibt jedoch Fliegen, die auch große Säugetiere befallen. Die Neuwelt-Schraubenwurmfliege etwa, die in Zentralamerika und der Karibik vorkommt. Die Weibchen legen ihre Eier gerne in Wunden von Rindern. Die Larven fressen sich dann tief in das Fleisch der Wirtstiere. Unbehandelt verenden befallene Tiere unter großen Qualen – und die Viehwirtschaft sieht sich so stark gefährdet, dass Panama und Costa Rica kürzlich den Notstand ausriefen. In Uruguay wird derzeit emsig an einem Verfahren geforscht, mit dem die Gene der Fliegen so verändert werden sollen, dass sich die Art selbst ausrottet. Schon seit den fünfziger Jahren hat man männliche Schraubwurmfliegen sterilisiert und so die Ausbreitung der Tierart verhindert und sie in Teilen Amerikas sogar ausgerottet.

Coco wäre jedes Mittel recht, Fliegen loszuwerden, aber Coco kann da natürlich keine moralische Instanz sein. Da nicht und wo anders auch nicht. So niedlich sie ist, eine Tierfreundin ist sie nicht.