Das ungewollte Franchise
Zunächst wollte die Zentrale im Irak die Brüder im fernen Afghanistan gar nicht haben. Erst nach monatelangem Petitionieren wurde das neue Franchise, später als »Islamischer Staat – Provinz Khorasan« (ISKP oder auch ISPK) firmierend, im Januar 2015 in den Verbund des »Islamischen Staats« (IS) aufgenommen, der in der gesamten Region unter dem arabischen Akronym Daesh bekannt und berüchtigt ist. Khorasan ist eine Bezeichnung für die iranischsprachigen Gebiete Zentralasiens, von Turkmenistan und dem Nordostiran bis an den Indus. Mittlerweile ist der ISKP einer der bekanntesten IS-Ableger, wenn auch im Abschwung begriffen.
Nachdem er 2023 wenig in Erscheinung getreten war, führte der ISKP 2024 wieder teils spektakuläre Aktionen durch – vor allem den Anschlag auf Konzertbesucher in der Nähe von Moskau am 22. März. Damit schlug die Gruppe erstmals außerhalb der namensgebenden Region zu. Ende April töteten ISKP-Kämpfer sechs Betende in einer schiitischen Moschee im westafghanischen Herat. In den vergangenen Tagen griffen sie einen zivilen Bus in der Hauptstadt Kabul und einen Militärkonvoi der Taliban in Kandahar an, dem eigentlichen Machtzentrum der Taliban unter dem Amir al-Mu’minin (Oberhaupt der Gläubigen), Hibatullah Akhundzada. Zuletzt bekannte sich der ISKP zur Attacke eines Mannes, der am Freitag vorvergangener Woche in schwarzer, an den IS angelehnter Uniform in der zentralafghanischen Provinz Bamyan drei Tourist:innen aus Spanien und drei afghanische Begleiter erschoss und mindestens vier weitere Ausländer:innen sowie sechs Afghanen verletzte.
Die indirekte Kooperation zwischen den afghanischen Taliban und der Nato gegen den IS setzte sich auch nach 2015 fort.
Noch kein Abonnement?
Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::