Politiker und Medien in Deutschland haben Jan Marsalek und Wirecard lange verteidigt

Inkompetenz und Standortpatriotismus

Das ehemalige Wirecard-Vorstandsmitglied Jan Marsalek ist nur ein Beispiel für Verbindungen deutscher Unternehmer und Politiker zu russischen Geheimdiensten. Kritik daran aus dem Ausland wurde über viele Jahre abgewehrt.

Dan McCrum gehört ohne Zweifel zu den renommiertesten Wirtschaftsjournalisten der Welt. Er arbeitet für die Financial Times (FT), hat zahlreiche Journalistenpreise gewonnen und leitete das Team, dem es in jahrelanger Arbeit gelang, den Betrugsskandal um das angebliche Finanztechnologieunternehmen Wirecard aufzuklären. In seinem Buch »House of Wirecard« schreibt er: »Am Anfang fiel es mir schwer, dem Anwalt der Financial Times zu erklären, was Wirecard eigentlich war.« Und damit war er nicht alleine: »Niemand, weder die Investoren noch die zuständigen Aufsichtsbehörden, verstanden wirklich, was sich in der Firma abspielte.«

2019 veröffentlichte die FT eine Reihe von Berichten über Bilanzbetrug und andere Vergehen bei Wirecard, die auf Informationen von Whistleblowern beruhten. Das Milliardenunternehmen Wirecard engagierte hochkarätige Anwaltsfirmen und drohte mit Klagen, doch die Zeitung knickte nicht ein. 2020 meldete Wirecard Insolvenz an. Das Unternehmen beschäftigte damals 6.000 Personen in 26 Ländern.

In Deutschland galt das von den beiden Österreichern Markus Braun und Jan Marsalek geführte ­Unternehmen lange als erfolgreiches sogenanntes Fintech-Unternehmen, als Vorreiter der Digitalisierung im Finanzbereich. In Wahrheit war das angebliche Vorzeigeunternehmen eine Geldwaschanlage für das Glücksspielgeschäft, die mit Warlords und dem russischen Geheimdienst kungelte und die Anleger und Kreditgeber betrog.

Marsalek suchte als Vorstandsmitglied bei Wirecard nicht nur Nähe zu deutschen und österreichischen Politikern, sondern auch den Kontakt zu libyschen Warlords.

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