Auf der Sonnenallee herrscht keine Meinungsfreiheit mehr – glaubt man einem offenen Brief

Where the sun doesn’t shine

Seit dem von der Hamas begangenen Massaker werden wieder munter offene Briefe verfasst – die in der Regel aber Israel kritisieren. Einer von ihnen ist besonders perfide, legt er doch nahe, dass die antisemitischen und gewalttätigen Ausschreitungen auf der Sonnenallee in Berlin-Neukölln eigentlich »Trauerbekundungen« seien, während die einschreitende Polizei den Kiez »besetzt« halte.

Nach dem Angriff der Hamas auf israelische Zivilisten Anfang Oktober wurde zu Recht von vielen kritisiert, dass sich Kulturinstitutionen sowie Künstler, Musiker und Autoren mit Reaktionen auffällig zurückhielten. Ein Massaker zu verurteilen, das dauert weder lang, noch bedarf es dazu besonderer Fähigkeiten. Doch es passierte so gut wie gar nichts.

Als es dann doch erste Wortmeldungen gab, wünschte man sich, es hätte sie nie gegeben: Am 19. Oktober veröffentlichte das US-amerikanische Magazin Artforum einen offenen Brief von Künstlern, der sich an Kulturinstitutionen richtete und von ihnen verlangt, ihr »Schweigen zu brechen«, nämlich über die »2,3 Millionen Palästinenser«, »die im besetzten und belagerten Gaza-Streifen« leben. Die Unterzeichner sind sich sicher: Das, was derzeit passiert, ist ein »Genozid« an den Palästinensern. Über die 1.400 Toten, 5.400 Verletzten und mehr als 200 Verschleppten durch die Hamas steht in diesem Brief kein einziges Wort.

Unterschrieben wurde er von 8.000 Einzelpersonen, eine unfassbare Zahl. Am 23. Oktober reagierten die Autoren des offenen Briefs auf Kritik: Sie erklärten, dass sie »traurig« darüber seien, dass das Weglassen einer Verurteilung der Taten der Hamas so verstanden worden sei, dass der Brief eine »mangelnde Abscheu vor dieser Gewalt« zeige. »Wir trauern um alle zivilen Opfer«, hieß es lapidar.

Dass es gelinde gesagt ruppig zugeht auf der Sonnenallee, das ist nichts Neues. Seit Jahren sind sie sowie die umliegenden Straßen in Berlin-Neukölln gewissermaßen eine No-go-Area für Lesben, Schwule und Trans-Menschen – von Juden ganz zu schweigen.

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