Der Gaza-Krieg ist in den deutschen Klassenzimmern angekommen

Die Schule ist kein sicherer Ort

Deutsche Schulen haben meist keine Idee, wie sie mit Antisemitismus umgehen sollen. Konkrete Strategien gibt es bislang nicht. Für jüdische Schülerinnen und Schüler ist die Bedrohung real.

Der neue Gaza-Krieg hat Berliner Schulen längst erreicht. Eltern hätten Angst, ihre Kinder in die Schule zu schicken, berichtete die Psychologin Marina Chernivsky im Interview mit der Zeit. Sie berät in diesen Tagen jüdische Eltern. Diese Angst wurde auch am Freitag vergangener Woche im Jüdischen Gymnasium Moses Mendelssohn geäußert. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz war zu Besuch gekommen, um mit Schülerinnen und Schülern der Oberstufe über ihre Erfahrungen seit dem 7. Oktober zu sprechen.

»Ich bin schon sehr bewegt zu hören, dass fast alle Schülerinnen und Schüler gesagt haben: Wir haben Angst«, sagte Merz nach dem Treffen vor Pressevertretern. »Sie haben Angst im Alltag, in der S-Bahn, mit der sie zum Teil gar nicht mehr fahren, sie verzichten auf das Tragen jüdischer Symbole und werden über die sozialen Medien angegriffen.« Dies bestätigten verschiedene Schülerinnen und Schüler im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Viele von ihnen waren allerdings auch enttäuscht, dass Merz nur mit einem Teil der Schülerschaft gesprochen hatte.

Jüdische Schülerinnen und Schüler können derzeit oft nur unter verstärktem Polizeischutz oder gar nicht zur Schule kommen; so beispielsweise am vorvergangenen Freitag, als die Hamas weltweit zu Aktionen gegen jüdische und israelische Personen und Einrichtungen aufgerufen hatte. Jüdische Schulen blieben an diesem Tag weitestgehend leer. Dies bedeute »de facto, dass Judenhasser die Entscheidungshoheit über das jüdische Leben in Berlin an sich gerissen haben«, heißt es hierzu in einem Brandbrief zweier Lehrkräfte aus dem Jüdischen Gymnasium Moses Mendelssohn und der Rabbinerin-Regina-Jonas-Schule an den Regierenden Bürgermeister Berlins, Kai Wegner (CDU). Die Berliner und die deutschen Politiker seien daher in der Verantwortung, »diese unsägliche Situation zu ändern«.

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