Weg von Jakarta

Nach dem Vorbild Ost-Timor - wenngleich ohne den Hintergrund der gewaltsamen Annexion durch Indonesien wie bei Ost-Timor - wird nun auch in der indonesischen Provinz Aceh ein Unabhängigkeits-Referendum gefordert. Als am Donnerstag 10 000 Einwohner Acehs für ihre Unabhängigkeit auf die Straße gingen, signalisierte der gerade gewählte indonesische Präsident Abdurrahman Wahid seine Verhandlungsbereitschaft. Und der neue Militärchef Widodo kündigte sogar an, das Militär aus der Provinz im Norden Sumatras abzuziehen. Bisher war die indonesische Führung hart gegen die Separatisten Acehs vorgegangen, die seit den siebziger Jahren für einen unabhängigen islamischen Staat kämpfen. Erst letzte Woche hatte eine von Wahid eingesetzte Untersuchungskommission 51 Leichen in West-Aceh gefunden. Sie sollen im Juni einem Massaker der indonesischen Armee zum Opfer gefallen sein. Nun könnte Aceh zum Testfall für ein indonesisches Förderations-Modell werden: Jakarta wäre weiterhin für die Verteidigungs- und Außenpolitik zuständig. Das islamische Establishment Acehs könnte jedoch darauf hoffen, neben einer autonomen Kultur- und Bildungspolitik auch verstärkt Zugriff auf die Bodenschätze in der Provinz zu bekommen, statt wie bisher 75 Prozent an Jakarta abtreten zu müssen.