Kurz lebe Obuchi

Banzai - mit dem traditionellen Spruch "Auf ein langes Leben!" feierten die Abgeordneten der japanischen liberalen Regierungspartei LPD ihren neuen Vorsitzenden Keizo Obuchi. Der bisherige Außenminister wird jetzt zum Nachfolger von Ryutaro Hashimoto gewählt, der Mitte Juli nach der schweren Niederlage der LPD bei den Oberhauswahlen als Partei- und Regierungschef zurückgetreten ist. Schon vor seinem Amtsantritt wird die Vermutung laut, daß Obuchi nur ein kurzes politisches Leben vor sich hat.

Als neuer Mann soll er das Land aus der schwersten Wirtschaftskrise in der Nachkriegsgeschichte führen. Doch statt des erhofften Neuanfangs wird Obuchi vermutlich nur die Fortsetzung des oligarchischen Machtkartells der LPD garantieren, die mit kurzer Unterbrechung nun schon seit einem halben Jahrhundert die Regierung stellt. Obuchi stritt ab, daß Absprachen interner Machtgruppen den Ausgang der Wahl bestimmt haben. In den Medien Japans und zahlreicher anderer Länder wurden jedoch schon Zweifel an seiner Fähigkeit laut, die marode Bankenbranche wieder zu stabilisieren. Die Wirtschaftszeitung Nihon Keizai schrieb: "Wir können uns über die Wahl Obuchis nur wundern", die Landeswährung Yen gab nach der Wahl deutlich nach. Und die US-Ratingagentur Moody's hat durchblicken lassen, daß sie die Bewertung der japanischen Kreditwürdigkeit nach unten korrigieren wird.