Von Raqqa bis Bachmut
Nach neun Monaten Regen strahlt die Sonne auf die Insel Achill im Nordwesten Irlands. Aus dem Garten von Celine Lavelle blickt man auf ein kleines Haff. Das dunkelblaue Wasser steht niedrig, es ist Ebbe. Karge Hügelketten erheben sich am Horizont, saftiges Gras und gelbe Ginsterbüsche leuchten um die Wette. Dazwischen, wie kleine weiße Farbtupfer, Schafe.
Ein knappes Dutzend Verwandte, Freunde und Weggefährten von Lavelles ältestem Sohn Finbar Cafferkey sind zusammengekommen, um in Achills steiniger Erde einen Erinnerungsgarten anzulegen. Es ist der 20. April 2024. 367 Tage zuvor kam Finbar als Mitglied einer antifaschistischen Freiwilligeneinheit nahe Bachmut unter russisches Artilleriefeuer. Von ihm – sowie seinen Mitstreitern Dmitrij Petrow und Cooper Andrews – fehlt bis heute jede Spur.
Wie alles anfing
Cafferkey wächst mit vier Geschwistern in einer gälischsprachigen Familie auf. Er denkt linksrepublikanisch und gleichwohl internationalistisch, liest viel, spricht wenig, hört zu. »Mit ihm gab es keinen Smalltalk«, erinnert sich Colm Cafferkey, Finbars jüngerer Bruder. »Man musste ein Thema finden, über das man reden konnte, sonst saß man nur schweigend da.« Der Freund und politische Mitstreiter Anton erinnert sich an für ihn ungewohnte Momente des Beisammenseins. »Er war schon sehr speziell. Wir saßen zu zweit in der Küche, er las. Gelegentlich machte jemand von uns einen Witz, man lachte. Dann war wieder Ruhe.«
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