Radio Z aus Nürnberg droht das Ende

Radio Z vor dem Aus

Dem nichtkommerziellen Radio Z aus Nürnberg droht nach 37 Jahren alternativen Hörfunks der Entzug der Sendefrequenz.

An schwierige Verhandlungen mit der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) habt sich das Team von Radio Z in Nürnberg schon gewöhnt. »Wir sind in Bayern. Da war es nie einfach, die Landeszentrale von einem nichtkommerziellen Radio zu überzeugen«, erzählt Dieter Radke augenzwinkernd im Gespräch mit der Jungle World.

Seit 15 Jahren ist er bei dem freien Sender dabei. Seit rund neun Jahren macht er eigene Sendungen wie das Musikformat »Rock in Black«. Doch so ungewiss wie derzeit sei die Situation beim Sender seit dessen Gründung 1987 noch nie gewesen, meint Radke.

Radio Z ist in Nürnberg eine Instanz für Radiogenuss abseits des Mainstreams. Unabhängigen Journalismus will man betreiben, ohne Gewinnspiele Musik präsentieren und ausführliche Nachrichten bringen. Ob dieses nichtkommerzielle Radio nach Juni weiterexistieren kann, ist derzeit nicht absehbar. »Wir haben zwar erfahren, dass es im Prinzip kein Problem bei der Verlängerung der Sendefrequenz geben sollte, aber die BLM will bei uns und den anderen gemeinnützigen Anbietern Geld einsparen,«, schrieb die Geschäftsleitung vor wenigen Tagen in einer ­E-Mail an die Mitglieder von Radio Z.

»Es gab zwar den Hinweis auf die Sparmaßnahmen durch die BLM, doch seitdem ist sie für uns nicht mehr erreichbar«, erzählt Dieter Radke vom freien Sender Radio Z.

Radio Z wird als freier Sender von dem gemeinnützigen Verein Rundfunk-Aktionsgemeinschaft Demokratischer Initiativen und Organisationen getragen. Außer aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanzierte sich der Sender bislang vor allem durch Zuschüsse vom BLM und der Bayerischen Staatskanzlei. Diese wollen nun aber bei Radio Z einsparen. Insgesamt 30.000 Euro soll der Sender demnach künftig weniger bekommen.

Die Summe für Sendeverbreitungskosten beträgt 60.000 Euro. Bis Juni wird der Sender noch von der BLM und der Staatskanzlei mit 50.000 Euro unterstützt. Während der Eigenanteil also bislang bei 10.000 Euro lag, könnten es künftig 40.000 Euro werden. Für den kleinen Verein gleicht das einem Todesstoß. »Wir haben aktuell rund 1.200 bis 1.300 zahlende Mitglieder. Um die Summe in Zukunft aufbringen zu können, brauchen wir bis Juni zwischen 400 und 700 neue Vereinsmitglieder«, erklärt Radke. Nur so wären die höheren Kosten zu stemmen.

»Es gab zwar den Hinweis auf die Sparmaßnahmen durch die BLM, doch seitdem ist sie für uns nicht mehr erreichbar«, erzählt Radke. Ob es tatsächlich bei den Zuschusskürzungen bleibt, sei noch unklar. Telefonate endeten im Vorzimmer der Geschäftsleitung, auf schriftliche Anfragen erhalte der kleine Nürnberger Sender keine Antwort. Man hänge in der Luft, so Radke.

Die nichtkommerziellen, werbefreien und gemeinnützigen Radiostationen erfüllen eine wichtige Aufgabe. Sie berichten oft regional sehr differenziert und geben auch Menschen eine Chance, gehört zu werden, die diese sonst nicht besäßen.

Es sei auch gar nicht klar, ob die Sendelizenz verlängert wird. Diese Lizenzen werden immer nur für eine bestimmte Zeit vergeben und müssen anschließend erneuert werden. Der nächste Stichtag ist Juni. Informationen der Jungle World zufolge ist die Verlängerung der großen Radioanstalten bereits sicher. Kleine Radios wie Radio Z oder Radio Lora aus München hingegen bangen um ihre Existenz.

Dabei erfüllen die nichtkommerziellen, werbefreien und gemeinnützigen Radiostationen eine wichtige Aufgabe. Sie berichten oft regional sehr differenziert und geben auch Menschen eine Chance, gehört zu werden, die diese sonst nicht besäßen. Glattgebügelte Sendungen hört man eher selten. Radio Z bietet etwa in der Sendung »Strafzeit« Gefangenen die Möglichkeit, mit ihren Angehörigen in Kontakt zu bleiben, sich Musik zu wünschen und Grüße zu übermitteln. Dementsprechend sei der Sender der bayerischen Landesregierung schon länger ein Dorn im Auge, berichtet Radke: »Wir sind in den Augen der Landesregierung ein ›links-grüner‹ Sender, der so gar nicht in die politische Landschaft passt.«

Derzeit versucht Radio Z alles, um ab Juni weitersenden zu können. Nach der Mail des Vereinsvorstands über die unsichere Situation begann eine Kampagne, um neue Mitglieder zu werben. »Innerhalb von einer Woche sind rund 70 neue Mitglieder dazugekommen«, berichtet Radke begeistert. Ein guter Anfang, wie er findet. Die Unterstützung bestärke die Aktiven im Sender, für seinen Erhalt zu kämpfen: »Wir müssen dran bleiben und die Menschen weiter zur Mitgliedschaft bewegen und überzeugen.« Da die tatsächliche Höhe der Einsparungen noch nicht klar ist, bleibt dem Sender derzeit nichts anderes, als unentwegt um neue Mitglieder zu werben.