Russland und der Iran unterstützen sich gegenseitig mit Waffenverkäufen

Das Netzwerk 
der Schurkenstaaten

Russland vertieft seine Zusammenarbeit mit dem Iran, auch bei wechselseitigen Rüstungsgeschäften. Die Konfrontation mit dem Westen treibt beide Regimes enger zusammen.

Ende Januar gaben sich Vertreter der Hamas, der Islamischen Republik Iran und der jemenitischen Houthi-Miliz in Moskau die Klinke in die Hand. Den Anfang machte am 19. Januar die Hamas. Es war der zweite Besuch einer Hamas-Delegation in Russland seit dem 7. Oktober. Verhandelt wurde unter anderem über die Freilassung der in den Gaza-Streifen verschleppten Geiseln, denn immer noch befinden sich auch Personen mit russischer Staatsbürgerschaft in der Gewalt der Hamas.

Vertreter der Houthi-Milizen wurden am 25. Januar vorstellig. Das russische Außenministerium teilte mit, dass bei den Gesprächen »besondere Aufmerksamkeit« dem Krieg in Gaza und der Situation im Roten Meer gewidmet worden sei. »Scharf verurteilt« wurden die »Angriffe der USA und Großbritanniens auf den Jemen«, Kritik an den Angriffen der Houthis auf zivile Schiffe findet sich in der Presseerklärung des russischen Außenministeriums hingegen nicht.

Sollten im Roten Meer Öltanker versenkt werden, wäre das für Russland ein Problem, allein schon weil steigende Versicherungsbeiträge die Profitmargen schrumpfen lassen.

Das liegt sicher auch daran, dass die Houthis versprochen haben, keine russischen Schiffe anzugreifen. Am 19. Januar veröffentlichte die russische Tageszeitung Iswestija ein Interview mit dem hochrangigen Vertreter der Houthi-Rebellen, Mohammed al-Bukhaiti, der versicherte, Russlands und Chinas Schifffahrt seien nicht gefährdet: Die Angriffe der Houthis richteten sich nur gegen Israel, die USA und Großbritannien. In einem Interview mit N-TV sagte al-Bukhaiti wenige Tage später, auch deutsche Schiffe seien sicher. Die deutsche Marine beteilige sich schließlich auch nicht an den Luftangriffen gegen die Houthis.

Doch ist es schwierig, mit dem Beschuss einer der wichtigsten Schifffahrtsrouten der Erde nur ausgesuchten Ländern zu schaden. Das zeigte sich am Freitag vergangener Woche, als die Houthis einen Öltanker beschossen und in Brand setzten. Dieser war zwar im Auftrag der niederländischen Trafigura Group unterwegs, transportiere aber Rohbenzin aus Russland.

Der Erdölexport ist für den russischen Staat die größte Einnahmequelle. Ein sehr großer Teil des Öls wird über die Seeroute aus dem Schwarzen Meer nach China und Indien verschifft. Sollten also im Roten Meer Öltanker versenkt werden, wäre das für Russland ein Problem, allein schon weil steigende Versicherungsbeiträge die Profitmargen schrumpfen lassen.

Umso günstiger, dass Russland nicht nur mit den Houthis einen gemeinsamen Nenner findet, sondern auch mit deren Unterstützer, der Islamischen Republik Iran. Der russische Einmarsch in die Ukraine hat die beiden Regimes enger zusammengeführt als je zuvor. Um sich gegen westlichen Sanktionen zu schützen, versuchen sie beispielsweise, die Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern zu vertiefen, und wickeln den bilateralen Zahlungsverkehr nicht mehr in US-Dollar ab.

Noch wichtiger ist jedoch der Waffenhandel. Am 23. Januar traf der Vorsitzende des iranischen Nationalen Sicherheitsrats, Ali Akbar Ahmadian, in Moskau seinen russischen Amtskollegen Nikolaj Patruschew. Dabei soll es unter anderem um einen seit langem vorbereiteten großen Waffenhandel gegangen sein: Russland plant Berichten zufolge, unter anderem Kampfjets und -helikopter im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar an den Iran zu liefern.

»Amerikas Größe liegt in Scherben, und es kann sich heute nicht mal mehr auf seine traditionellen Verbündeten verlassen«, soll Ahmadian dem in London ansässigen Sender Iran International zufolge bei dem Treffen gesagt haben. Das ist Rhetorik ganz nach dem Geschmack von Patruschew, der als nationalistischer und antiwestlicher Hardliner bekannt ist. Noch wichtiger als solche Invektiven gegen den gemeinsamen westlichen Feind dürfte für Russland die praktische Unterstützung für den Krieg gegen die Ukraine sein. Der Iran liefert beispielsweise Artilleriemunition, am wichtigsten sind aber die in der Ukraine als »Moped« bekannten Kamikazedrohnen vom Typ Shahed, mit denen seit über einem Jahr Ziele in der gesamten Ukraine beschossen werden.

In der russischen Region Tatarstan will Russland mit iranischer Unterstützung Shahed-Drohnen in Massenproduktion herstellen.

Um die ukrainische Luftverteidigung an der Front, in den Großstädten und im Hinterland zu überwältigen, braucht Russland neben Raketen und Marschflugkörpern möglichst viele Geschosse – die Masse macht’s. Im vergangenen Sommer berichtete die Washington Post über eine in der russischen Region Tatarstan errichtete Waffenfabrik, in der mit iranischer Unterstützung Shahed-Drohnen in Massenproduktion hergestellt werden sollen. Bald könnte Russland so nicht bloß über Hunderte, sondern jedes Jahr über Tausende solcher Drohnen verfügen.

US-Medien berichten außerdem, dass der Iran Russland ballistische Raketen anbietet. Nordkorea hat diese bereits an Russland geliefert, zusätzlich zu großen Mengen an Artilleriemunition. Den ukrainischen Außenminister Dmitrij Kuleba verleitete das zu der bitteren Äußerung, Nordkorea sei für Russland ein »effizienterer Partner« als der Westen für die Ukraine.

Viele weitere Partner hat Russland jedoch nicht: Nur Staaten wie Iran oder Nordkorea, die ohnehin mit starken westlichen Sanktionen belegt sind, liefern schweres Kriegsgerät. Selbst China schreckt davor zurück. Die Militärexpertin Hanna Notte bezeichnete dieses merkwürdige Netzwerk, das die iranischen Mullahs und die nordkoreanische Diktatur mit Russland bilden, als »Achse der Sanktionierten«: Ideologisch mag sie wenig verbinden, die Konfrontation mit dem Westen bringt sie jedoch zusammen. Auch in Afrika sind es insbesondere Putschregierungen und Militärjuntas, die ohnehin mit dem Westen gebrochen haben, denen Russland eine Zusammenarbeit anbietet – ebenso wie der Iran.

In den vergangenen Jahren bemühte sich Russland stets um eine stabile Beziehung zu Israel, und es war daran interessiert, gemeinsam mit den westlichen Staaten darauf hinzuwirken, dass der Iran keine Atombombe baut. Das gehört der Vergangenheit an, seit der Krieg gegen die Ukraine und die Konfrontation mit dem Westen zum alles bestimmenden Faktor der russischen Außenpolitik geworden ist.