Das Steppenland von nebenan
Polen leidet unter einer langanhaltenden Dürre, die – mit kurzen Unterbrechungen – schon seit 2015 insbesondere der Agrarbranche zu schaffen macht. Die ausgiebigen Regenfälle im August dieses Jahres haben der polnischen Landwirtschaft zwar eine Atempause verschafft und das Thema aus den Schlagzeilen verdrängt, doch ist die Wasserkrise damit keineswegs aus der Welt. Die Niederschläge hätten die Dürre nur »gemildert«, hieß es in polnischen Medien.
Nach Jahren extremen Niederschlagsmangels seien Bodenschichten bis zu einer Tiefe von mehr als 28 Zentimetern vielerorts immer noch ausgetrocknet. Vor den extremen Niederschlägen Anfang August, die in Österreich und Slowenien Überschwemmungen verursachten, meldeten nahezu 200 Messstationen niedrige Pegelstände an Polens Flüssen, Mitte August wurde Niedrigwasser immer noch an rund 100 Messpunkten konstatiert – was weiterhin einen sehr hohen Wert darstellt.
Die Klimakrise, die sich in der Häufung von einstmals selten auftretenden extremen Wetterlagen manifestiert, lässt sich in Polen empirisch nachweisen. So ist die durchschnittliche Anzahl der jährlichen Hitzetage mit Höchsttemperaturen über 30 Grad Celsius von vier in den siebziger Jahren auf 13 in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts angestiegen. Prognosen gehen davon aus, dass es in Polen faktisch künftig nur noch zwei Jahreszeiten geben werde: einen trockenen und heißen Sommer und einen schneefreien, nassen Winter. Die schwachen Frostperioden und das immer öfter drohende Ausbleiben einer nennenswerten Frühjahrsschmelze sind sowohl für die polnischen Flüsse, die hiervon stark abhängen, als auch für die Bodenfeuchtigkeit und den Grundwasserspiegel verheerend.
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