Vor 70 Jahren wurden Ethel und Julius Rosenberg in den USA wegen Spionage hingerichtet

Spionieren im Kalten Krieg

Vor 70 Jahren wurden Ethel und Julius Rosenberg in New York hingerichtet. Ihre Verurteilung wegen Atomspionage für die Sowjetunion wirft bis heute Fragen auf.

Mit Sicherheit haben sie der Sowjetunion nicht »›das Geheimnis‹ der Atombombe« verraten, schreibt die Historikerin Lori Clune 2016 in ihrer Arbeit »Executing the Rosenbergs. Death and Diplomacy in a Cold War World«. Aber der Fall ist komplizierter, als es vor 70 Jahren schien. Anfang der fünfziger Jahre erregte das Gerichtsverfahren gegen Ethel und Julius Rosenberg und zwei Mitangeklagte international ­Aufsehen. Ethel und Julius Rosenberg erhielten die Todesstrafe, David Greenglass, der Kronzeuge, wurden zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, Morton Sobell zu 30 Jahren. Insbesondere die Todesurteile – wegen Spionage für die Sowjetunion – hielten viele Menschen für einen Skandal.

Sogar in Ägypten, Südafrika, Indien oder Aus­tralien kam es, wie Clune schildert, zu Protestkundgebungen. Nicht nur linke und liberale Intellektuelle und Künstler:innen wie ­Arthur Miller, Pablo Picasso oder Jean-Paul Sartre zeigten sich entsetzt. Auch Papst Pius XII. und Israels Großrabbiner Yitzhak HaLevi Herzog baten um Begnadigung. Vergeblich: Am 19. Juni 1953, einem Freitagabend, wurden Ethel und Julius Rosenberg im Gefängnis Sing Sing im Bundesstaat New York hingerichtet. Zwei Tage später rief der afroamerikanische Bürgerrechtsaktivist W. E. B. Du Bois in Brooklyn vor Tausenden Trauernden aus, Gott möge »uns« kreuzigen, »wie wir zwei weitere Juden gekreuzigt haben«.

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