Mathias Döpfner, Vorstandvorsitzender von Springer, will das US-Geschäft des Konzerns ausbauen

Baron mit Mission

Mathias Döpfners Nonpology und der Vorwurf des Linksabweichlertums an Ex-Bild-Boss Kai Diekmann.
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Die Kunst der vorgeblichen Entschuldigung, die implizit dem allzu empfindlichen Publikum die Verantwortung für den Skandal zuschreibt, beherrscht Mathias Döpfner. »Ich bitte um Entschuldigung dafür, dass ich mit meinen Worten viele gekränkt, verunsichert oder verletzt habe«, schrieb der Vorstandsvorsitzende der Verlagsgruppe Axel Springer SE in einer am Samstag auf der Bild-Website veröffentlichten Mitteilung. »Mir gelingt es nicht immer, private Nachrichten im korrekten Ton zu schreiben.«

Die Zeit hatte interne Textnachrichten veröffentlicht, unter anderem unterstellte Döpfner darin den »Ossis«, entweder Kommunisten oder Faschisten zu sein, schrieb »fuck the intolerant muslims« und »ich bin sehr für den Klimawandel«.

Der vielleicht bedeutsamste Satz fand in der Aufregung wenig Beachtung. Er warf Kai Diekmann, Bild-Chefredakteur von 2001 bis 2015, vor, die Zeitung »aus Sehnsucht nach bürgerlicher Anerkennung zu politisch korrekt gemacht« zu haben.

Döpfners Weltbild war aus vorherigen Enthüllungen bereits hinlänglich bekannt. Seine Karriere verdankt er vornehmlich der engen Verbindung zu Friede Springer, die in ihm offenbar den geeigneten Mann sieht, die politische Linie ihres 1985 verstorbenen Ehemanns, des Konzerngründers Axel Springer, fortzusetzen.

»Amerikas neuester Medienbaron« habe jahrzehntelang »journalistische Ethik zugunsten rechter Anliegen zurechtgebogen«, so das Magazin Foreign Policy.

Sie schenkte Döpfner 2020 Aktien im Wert von etwa einer Milliarde Euro und übertrug ihm die Stimmrechte für ihre verbleibenden Aktien, so dass er nunmehr ins­gesamt 44 Prozent der Anteile des Konzerns direkt oder indirekt kontrolliert.

Dessen Geschäft will Döpfner nun international ausweiten, zunächst in den USA, wo Springer 2021 die Politico-Mediengruppe kaufte und nunmehr nach seinen Angaben »nach Reichweite der viertgrößte Verlag« ist und »weiter wachsen« soll. Es ist zu befürchten, dass es ihm, der seine Sympathie für Donald Trump bekundet hat, dabei nicht nur um Geld, sondern auch um eine politische Mission geht.

Entsprechend groß ist in den USA das Misstrauen gegen den Konzern. »Amerikas neuester Medienbaron« habe jahrzehntelang »journalistische Ethik zugunsten rechter Anliegen zurechtgebogen«, so das Magazin Foreign Policy. Vermutlich wird Döpfner sich sich bald auch auf Englisch entschuldigen müssen.