Auf Frankfurts Straßen gegen Israel
Bei leichtem Nieselregen versammelten sich am 15. April etwa 500 Menschen auf dem Vorplatz des Frankfurter Hauptbahnhofs, um unter dem Motto »Freiheit für Palästina und alle unterdrückten Völker« den al-Quds-Tag zu begehen. Al-Quds bedeutet übersetzt »die Heilige« und ist der arabische Name für Jerusalem. 1979 rief der iranische Revolutionsführer Ruhollah Khomeini den al-Quds-Tag aus, den er auf den letzten Freitag des muslimischen Fastenmonats Ramadan legte. Seitdem wird er jedes Jahr begangen. Mit dem Tag wollte Khomeini die Muslime weltweit zur »Befreiung« Jerusalems und Vernichtung Israels vereinen.
Am Auftaktort der Demonstration in der hessischen Metropole waren Flaggen vor allem derjenigen Staaten zu sehen, die zur Einflusssphäre des iranischen Regimes gehören. Neben den Flaggen Palästinas und der Islamischen Republik Iran waren die des Jemen, Syriens, des Irak und des Libanon präsent. Vereinzelt wehten auch die Fahnen Pakistans, Saudi-Arabiens und sogar Kurdistans.
Ordnerinnen, die neongelbe Warnwesten über ihren schwarzen Gewändern trugen, verteilten kleine Nationalfahnen aus Plastik der Islamischen Republik Iran, Palästinas und Deutschlands. Am Lautsprecherwagen prangte ein Banner mit der Aufschrift »Zusammen gegen Besatzung und Apartheid«. In der Menge fanden sich mehrere Plakate mit den Konterfeis von Khomeini und dessen Nachfolger Ali Khamenei, die mit »Frieden für den Nahen Osten« untertitelt waren.
Seit 2015 findet eine entsprechende Demonstration, abgesehen von einer pandemiebedingten Absage 2020, jährlich auch in Frankfurt statt. Damit konnte sich ein zweiter fester Veranstaltungsort etablieren.
Nach rund einer halben Stunde zeigten sich die Teilnehmer marschbereit. Die Polizei begleitete den Zug an beiden Enden mit insgesamt etwa drei Dutzend Einsatzwagen, ein Wasserwerfer fuhr der Demonstration voraus.
Eine kleine Gruppe Männer führte den Demonstrationszug an – darunter drei Jugendliche, die die Konterfei von Khomeini und Khamenei trugen. Im darauffolgenden Frauenblock gaben junge verschleierte Frauen die Sprechchöre vor, die auf Deutsch gerufen wurden. Neben Parolen für die »Freiheit Palästinas« wurde gerufen: »Muslime, Juden und Christen, Hand in Hand gegen Zionisten«. Ganze Familiengruppen waren mit ihren Kindern angereist, von denen einige am Rand Flugblätter verteilten.
Im Stadtpark bahnte sich der Lautsprecherwagen den Weg aus dem Männerblock am Demonstrationsende ins Zentrum des Zugs. Aus den Musikboxen lief ein persischer Popsong über das glorreiche Soldatentum für den verborgenen zwölften Imam, der nach der schiitischen Lehre das Ende der Welt einläuten wird.
Von der Ladefläche wurden der versammelten Menge nach einer Koran-Rezitation die zwei angebliche Ursachen für Instabilität im Nahen Osten präsentiert: US-Interventionen und der »Apartheid-Staat« Israel. Kurz darauf wurden die deutschen Medien mit dem Propagandaapparat des Nationalsozialismus verglichen.
Dass der diesjährige Aufmarsch deutlich größer ausfiel als in den Jahren zuvor, mag daran gelegen haben, dass der al-Quds-Tag in Berlin zum dritten Mal in Folge von den Organisatoren abgesagt wurde. Seit 2015 findet eine entsprechende Demonstration, abgesehen von einer pandemiebedingten Absage 2020, jährlich auch in Frankfurt statt.
Damit konnte sich ein zweiter fester Veranstaltungsort etablieren. Während es in Berlin breite öffentliche und auch kritische Aufmerksamkeit für die Demonstration gibt, fand sie in den vergangenen Jahren in Frankfurt weitgehend ungehindert statt. Gegenproteste oder gar ein Aktionsbündnis, das solche organisiert, wie es in Berlin der Fall ist, gibt es in Frankfurt noch nicht.