Der Sohn des rechtsextremen Ver­legers Götz Kubitschek steht nach einer Flaschen­attacke unter Anklage

Rechtsextrem wie der Vater

Gegen den Sohn des rechtsextremen Publizisten Götz Kubitschek ist Anklage wegen schwerer Körperverletzung erhoben worden, nachdem er in Österreich einen Mann aus der Identitären Bewegung mit einer Flasche am Kopf verletzt hatte.

Wien. Ein blonder Junge mit kurzer brauner Hose, Karohemd und einem Blümchen in der Hand: So lichtete 2017 das Blog Hosen runter – Antifa Infoportal den damals zwölfjährigen Sohn des rechtsex­tremen Verlegers Götz Kubitschek ab.

Das Bild entstand, als Kubitschek senior im sachsen-anhaltischen Schnellroda zur »Sommerakademie« des von ihm geleiteten, mittlerweile aufgelösten Instituts für Staatspolitik (IfS) eingeladen hatte. Knappe sieben Jahre später ist aus dem Knaben ein 19jähriger Mann geworden, der in der Schule nicht nur Referate über Richard Wagner hält, sondern politisch in die Fußstapfen seines Vaters zu treten scheint. So war er bei der jüngsten »Sommerdemo« der Identitären Bewegung (IB) unter dem Motto »Remigration« am 25. Juli in Wien vorne mit dabei.

Neu waren die Straßen der österreichischen Hauptstadt für den Jugendlichen indes nicht, bereits im November 2023 hatte er sich in Begleitung seines Vaters in Wien umgesehen. Damals wollte Götz Kubitschek in der Universität auf Einladung des FPÖ-nahen Rings Freiheitlicher Studenten (RFS) einen Vortrag über Ray Bradburys dystopischen Roman »Fahrenheit 451« aus dem Jahr 1953 halten, um Parallelen zur angeblichen gegenwärtigen Verbotskultur heraufzubeschwören. In »Fahrenheit 451« wird eine faschistische Gesellschaft beschrieben, in der Bücherlesen ein Verbrechen darstellt. Werden irgendwo Bücher vermutet, rückt die Feuerwehr aus und setzt das jeweilige Gebäude in Brand.

Als der Wiener IB-Aktivist Johnny M. auf einem behelmten Polizisten lag, näherte sich Kubitscheks Sohn von rechts und schmetterte ihm mit voller Wucht eine Flasche an den Kopf, was eine blutende Platzwunde zur Folge hatte.

Die nach dem Roman benannte Studentengruppe »Aktion 451« ruft zur Beteiligung an Lesezirkeln auf und scheint der IB nahezustehen. Dort nimmt man sich unter anderem Traktate von Ernst Jünger, dem IB-Anführer Martin Sellner und dem AfD-Politiker Maximilian Krah vor. »Aktion 451« war auch für die Kundgebung »gegen linke Zensur und Cancel Culture« verantwortlich, die vor dem Hauptgebäude der Universität Wien stattfand, nachdem diese die geplante Veranstaltung Kubitscheks wegen eines Formfehlers bei der Anmeldung – nicht etwa wegen der Inhalte – untersagt hatte.

Auf dem Weg dorthin bedrängten einige Antifaschisten aus der Gegendemonstration Kubitschek und seine Begleiter. Ein Video zeigt: Es kam zu Schubsereien und einem Handgemenge, auch zwischen einem Polizisten und dem Wiener IB-Aktivisten Johnny M. Als M. auf dem behelmten Polizisten lag, näherte sich Kubitscheks Sohn von rechts und schmetterte ihm mit voller Wucht eine Flasche an den Kopf, was eine blutende Platzwunde zur Folge hatte. Er ging wohl davon aus, dass es sich bei dem mit schwarzer Jacke und blauer Jeans bekleideten M. um einen Gegendemonstranten handle.

Bild:
https://youtu.be/2P9ZWZ6ZmNg

Da auch Götz Kubitschek mittendrin im Geschehen war, schließlich noch über M. stolperte und zu Boden fiel, ist denkbar, dass Kubitscheks Sohn seinen Vater schützen wollte. Wie dem auch sei, die österreichischen Ermittlungsbehörden prüften einen Straftatbestand.

Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung

Wie in Jugendstrafsachen innereuropäisch üblich, gab man den Fall an die für Kubitscheks Sohn zuständige Staatsanwaltschaft in Halle an der Saale ab. Diese erhob am 28. März formell Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung gegen den 19jährigen, teilte deren Pressestelle der Jungle World mit. Der Wiener Tageszeitung Der Standard zufolge wird ebenfalls gegen sein Opfer ermittelt. Verhandelt wird der Fall unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor dem Amtsgericht Merseburg. Eine Hauptverhandlung ist noch nicht angesetzt, wird jedoch für die kommenden Monate erwartet.

Bei der IB-Sommerdemo hatte sich Kubitscheks Sohn in einem T-Shirt der rechten Bekleidungsmarke Gemsbok gezeigt. Der Initiative »Rechercheplattform zur Identitären Bewegung« zufolge werden Gemsbok-Produkte von den drei Söhnen der »völkischen Hauser-Familie« vertrieben, deren Familienoberhaupt Gerhard »führendes Mitglied der Neonazi-Gruppierung Artgemeinschaft« gewesen sein soll. In Deutschland ist die 1951 vom Altnazi Wilhelm Kusserow gegründete rechtsextreme Organisation Artgemeinschaft im vergangenen September verboten worden.

Aus dem vor sechs Jahren noch leicht schüchtern dreinblickenden Sohn Kubitscheks scheint ein ausgemachter Rechtsextremer geworden zu sein. Die in der Pubertät nicht ungewöhnliche Rebellion gegen den Vater ist offenbar ausgeblieben.