Was tun, wenn mal wieder die welterschütternde Breaking News kurz vor Redaktionsschluss reinflattert?

Homestory #30/24

Joe Bidens Rückzug, Wladimir Putins Überfalls auf die Ukraine, der 11. September - oft geschieht die Weltpolitik zum redaktionell ungünstigsten Zeitpunkt.

»Biden bows out« war am Montag in Großbuchstaben auf dem ­Titelbild der New York Times zu lesen. Schnell hatte sie reagiert, Joe Biden hatte die Entscheidung, nicht erneut für das Amt des Prä­sidenten der Vereinigten Staaten zu kandidieren, erst am Sonntagabend bekannt gegeben.

Liest man solche breaking news als Redakteur Ihrer Lieblingszeitung, kommen einem gleich die Kolleginnen und Kollegen in den Sinn, die jetzt schnell reagieren müssen: Seiten neu füllen, Plan umwerfen, neuen Text bestellen, kontinuierlich »updaten«, wie der Begriff dafür in der Redaktion lautet. Als am 7. Oktober 2023 die ­Hamas Israel angriff, an einem Samstag, wurde übers Wochenende und innerhalb von drei Tagen komplett neue Themaseiten Ihrer Lieblingszeitung konzipiert.

Manch einer erwischt sich dabei, auf den Redaktionsschluss schielend zu hoffen, dass noch irgendetwas Weltpolitisches passiert – oder eben nicht. 

Manchmal ist das aber schlicht nicht mehr möglich, zumal wenn man wöchentlich erscheint. Ein Kollege erinnert sich an ein Malheur, nämlich die Ausgabe, die am 12. September 2001 erschien, einen Tag nach den Terroranschlägen gegen das World Trade Center in New York City. Die Headline der Jungle World: »Die Schlafmünze geht. Deutschland wartet auf den Euro«. Eine Schlafmütze war allerdings niemand in der damaligen Redaktion gewesen, die Terrorangriffe waren einen Tag nach Redaktionsschluss verübt worden.

Auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sorgte für einiges Umplanen: Ein anderer Kollege weiß zu berichten, dass ein Interview mit dem Politologen Serhiy Kudelia genau einen Tag vor dem russischen Einmarsch geführt wurde, das schon einen Tag später Makulatur war – und beiderseits völlig übernächtigt wiederholt wurde.

Manch einer erwischt sich sogar dabei, auf den Redaktionsschluss schielend zu hoffen, dass noch irgendetwas Weltpolitisches passiert – oder eben nicht. »Das ist ein bisschen wie beim Fußball auf den Gegner zu wetten.«

Trainerentlassungen am Montag sind eine Qual

Apropos Fußball: Trainerentlassungen am Montag sind eine Qual, weiß ein anderer Kollege zu klagen. Meldet man die Entlassung, noch bevor sie stattgefunden hat, weil man so sicher ist, dass sie kommen wird, um aktuell zu sein?

In jedem Fall lässt der Jungle World-Liveticker noch auf sich warten, wir sind einfach viel zu sehr damit beschäftigt, Hintergründe zu recherchieren, Polemiken einzutüten oder Analyse zu betreiben. Deshalb lohnt es sich, auf die kommende Ausgabe Ihrer Lieblingszeitung warten!