Die Museen im ukrainischen Odessa trotzen dem russischen Beschuss

Der Krieg und die Kunst

Russland gefährdet in der Ukraine Millionen Menschen, aber auch das kulturelle Erbe des Landes. In der Hafenstadt Odessa öffnen die Museen trotz regelmäßiger Luftangriffe.
Reportage Von

Im Hinterhof eines modernen Wohnblocks in Odessa schaut man den seltenen ausländischen Besucher verwundert an. »Die Galerie ist seit Kriegsbeginn geschlossen«, sagt die Mitarbei­terin der NT-Kunstgalerie und bringt damit auch zum Ausdruck, wie es zwei Jahre nach Beginn der russischen Invasion um die einst lebendige Kultur­szene der ukrainischen Metropole steht. Seit über zwei Jahren steht Odessa – wie fast alle Städte in der Ukraine – unter Beschuss. Vor allem der Hafen der Stadt am Schwarzen Meer, der größte der gesamten Ukraine, wird häufig von Russland angegriffen. Immer wieder treffen die russischen Geschosse auch zivile Ziele. Anfang März starben zwölf Menschen, als eine Drohne ein Wohnhaus traf, wenige Tage später forderte ein russischer Luftangriff 21 Menschenleben.

Wie eine Art Mahnmal für die russische Aggression steht mitten in der über 200 Jahre alten Altstadt – der Bau Odessas wurde 1794 von Zarin Katha­rina II. in Auftrag gegeben – die schwer ramponierte Verklärungskathedrale, die 1827 fertiggestellt wurde. Ihre Geschichte steht fast schon sinnbildlich für die Brüche im ukrainisch-russischen Verhältnis. 1936 wurde die Kathedrale von sowjetischen Behörden zerstört und 2010 der originalgetreue Nachbau vom russischen Patriarchen Kyrill I. geweiht. Im Juli 2023 wurde dieser von einer russischen Rakete zur Hälfte zerstört. Das halbe Kirchenschiff wurde bei der Attacke weggefetzt, im Vorraum wurden mehrere Deckenfresken zerstört. Die Unesco verurteilte damals den Angriff und stufte das historische Zentrum Odessas als gefährdetes Welterbe ein. Der russische Krieg fordert nicht nur Menschenleben, sondern richtet sich auch gegen das kul­turelle Erbe der Ukraine.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::