In der Hand des Gegners
Videoaufnahmen in russische Gefangenschaft geratener ukrainischer Armeeangehöriger gibt es zuhauf. Oft handelt es sich nur um kurze Sequenzen, denen nicht viel mehr zu entnehmen ist als der Name und der Dienstgrad der jeweiligen Gefangenen. Ihre Angehörigen erhalten so zumindest ein Lebenszeichen. Auch die Eltern von Maksym Butkevych aus Kiew wurden am 24. Juni auf diese Weise darüber informiert, dass ihr Sohn nach nur wenigen Tagen an der Front in die Hände des Gegners geraten war.
Sichtlich nicht in bester Verfassung schilderte der 45 Jahre alte Butkevych, dass seine und eine weitere Armeeeinheit nach einem Tag ohne Wasser und Verpflegung von russischen Truppen umzingelt worden seien. Vor die Wahl gestellt, erschossen zu werden oder die Waffen niederzulegen, entschied er als Kommandeur, das Leben der ihm unterstellten Soldaten zu bewahren. Auf einem zweiten Video erkannte Jewgenija Butkevych, Maksyms Mutter, weitere Soldaten aus dem von ihm angeführten Zug. Zwei davon meldeten sich wenig später aus der Gefangenschaft und teilten mit, dass sie sich in der Nähe von Luhansk befänden. Seither ist der Kontakt abgebrochen. Es gibt keinerlei Hinweise auf ihren weiteren Verbleib. Die ukrainischen Behörden rieten dazu, Ruhe zu bewahren, aber nachdem zwei Wochen nichts passiert war, forderten die Eltern Maksym Butkevychs öffentlich dazu auf, ihren Sohn und die anderen Soldaten zu befreien.
»Wir führen Krieg, um die Möglichkeit zu erhalten, jene Werte zu verkörpern, für die wir einstehen und die uns vom Aggressor unterscheiden.« Maksym Butkevych
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