Das militante Gebaren der vom Iran finanzierten Feinde Israels

Tödlicher Theaterdonner

Kürzlich erklärten die aus dem Iran finanzierten jemenitischen Houthi-Milizen Israel den Krieg, auch das Oberhaupt der libanesischen Hizbollah meldete sich zu Wort. Beide Botschaften richteten sich wahrscheinlich auch an Saudi-Arabien.

So ein Krieg bietet auch eine Bühne, auf der man sich präsentieren kann. Zumal wenn man nicht zu den Hauptbeteiligten gehört und unbeachtet im Hintergrund herumsteht, braucht man nur wild mit den Armen zu fuchteln, ein paar Raketen und Drohnen abzufeuern und zu brüllen: Ich bin jetzt auch hier! Für einen Augenblick wird der Teil des Publikums, das einheimisch ist, zufrieden nicken, ein anderer Teil, wie die Nachrichtenzuschauer weltweit, wird verwirrt fragen, wer das denn überhaupt ist. Die Houthi-Milizen im Jemen haben so ihre Chance ergriffen, ein paar Raketen abgefeuert, Israel den Krieg erklärt und sich damit für einen Moment ins Rampenlicht gerückt.

Denn eigentlich hat sich seit dem Einfrieren des seit 2015 währenden verheerenden Kriegs im Jemen zwischen Saudi-Arabien und den schiitischen Houthi-Milizen und dem Beginn direkter Friedensverhandlungen im Frühsommer 2023 niemand mehr so recht für sie interessiert. Diesen Verhandlungen und dem damit einhergehenden faktischen Eingeständnis der Saudis, dass sie den vom Iran mit Raketentechnologie und Drohnen ausgerüsteten Houthis militärisch nicht gewachsen sind, ging ein paar Wochen zuvor die plötzliche Annäherung zwischen Saudi-Arabien und der Islamischen Republik Iran voraus.

Die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern war von China wie ein Coup inszeniert worden, und als propagandistische Belohnung gab es in den westlichen Medien das ehrfurchtsvolle Geraune über China als neue Ordnungsmacht im Nahen Osten. Für den saudischen Herrscher, Kronprinz Mohammed bin Salman, wiederum war der lohnende Preis für das Händeschütteln in Peking mit dem iranischen Erzfeind die Aussicht, den kräftezehrenden Krieg im Jemen loszuwerden. Auch der Bedrohung seiner Ölindustrie durch iranische Raketen und Drohnen stand Saudi-Arabien hilflos gegenüber.

Der saudische Kronprinz wollte den Rücken frei haben für seine neuen Lieblingsprojekte: utopisches Bauen für ein künftiges Hightech-Saudi-Arabien mit der Modellstadt Neom und den Friedensschluss mit Israel, der für die Golfstaaten nicht zuletzt wegen des dann möglichen Technologietransfers wirtschaftlich verlockend ist.

Beim Raketenangriff der Houthis auf Israel geht es keineswegs primär um den israelisch-palästinensischen Konflikt, einmal mehr sind die Palästinenser ein in der Region beliebtes Mittel zum Zweck.

Wenn man sich diese Umstände ins Gedächtnis ruft, dann wird klar, dass es beim Raketenangriff der Houthis auf Israel keineswegs primär um den israelisch-palästinensischen Konflikt geht, einmal mehr sind die Palästinenser ein in der Region beliebtes Mittel zum Zweck. Das fängt schon damit an, dass die auf das südisraelische Eilat gezielten Raketen aus dem Jemen über ­saudisches Gebiet fliegen müssen. Eine erste dieser Raketen wurde offenbar von den Saudis selbst abgeschossen, die nächsten dann aber von US-amerikanischen und israelischen Schiffen im Roten Meer. Ein bloßer Zufall? Die Abfolge der Ereignisse spricht für sich: Kurz nachdem die Saudis selbst militärisch aktiv geworden waren, wurden vier saudische Soldaten bei einem Angriff der Houthis an der jemenitisch-saudischen Grenze getötet.

Noch ein Zufall? Möglicherweise war das ein Fingerzeig für bin Salman, der »Achse des Widerstands« des Iran und der mit ihm verbündeten meist schiitischen Kräfte besser nicht in die Quere zu kommen. Für die Houthis geht es um Stimmungsmache innerhalb des Jemen und im arabischen Lager insgesamt. Sie präsentieren sich mit martialischen Reden, Paraden und Raketenvideos wie Wiedergänger der bösen alten Nahost-Diktaturen von anno dazumal.

Die am weitesten reichenden Raketen der Houthis können gerade noch das mit Evakuierten aus Israels Norden vollgepackte Eilat bedrohen, und im Falle eines großen Kriegs wären sie vor allem ein Gefahr für die Schifffahrtsrouten ins Rote Meer. Insofern war die martialische Geste der Houthis auch eine Warnung im Kontext der jüngsten Rede Hassan Nasrallahs, des Generalsekretärs der libanesischen Terrororganisation Hizbollah, mit ihrer Kernbotschaft: Wir könnten jederzeit richtig angreifen, wir wollen es aber noch nicht. Die Houthi-Raketen von ganz da hinten aus der Ecke der Kriegsbühne kamen dazu als tödlicher Theaterdonner.