Wie Verschwörungserzählungen auf Tiktok seit dem 7. Oktober reüssieren

Einfach zu toxisch

Hass, Häme, Verschwörungserzählungen – auf der Videoplattform Tiktok tummeln sich seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober einmal mehr auch Menschenfeinde. Sie stoßen auf andere Nutzer, die nach Nachrichten suchen – und dabei allzu oft Fehlinformationen finden.

Bis zum 7. Oktober hat sich die ­Tiktokerin @ itsmenarcissa fast ausschließlich mit Mode beschäftigt. Doch seit den antisemitischen Massakern, die an diesem Tag unter Führung der Hamas in Israel verübt wurden, ist auf ihrem Account alles anders. Nun sieht sich die – für die normalerweise mit tanzenden Jugendlichen assoziierte Kurzvideoplattform – eher schon etwas in die Jahre gekommene Tiktokerin als Teil eines globalen palästinensischen Widerstands. »Es ist unsere Revolution«, erklärte sie am 9. November enthusiastisch in einem mit Herzchen und palästinensischen Flaggen ausgeschmückten Video; dazu verwendete sie den Hashtag #genozidingaza. Außerdem teilte sie Verschwörungserzählungen, zum Beispiel die, dass Israelis von Toten aus dem Gaza-Streifen die Organe rauben würden.

Auf Tiktok ist sie damit nicht allein. Zahlreiche deutschsprachige Nutzer der Plattform (die noch bis vor kurzem ganz andere Interessen hatten – und keinerlei persönlichen oder familiären Bezug zur Region haben) erstellen seit dem Massaker der Hamas Videos mit ähnlichem Tenor. Die Tiktokerin @ momagic zum Beispiel beschäftigte sich bisher vor allem mit esoterischen Themen. Nun teilt sie Videos, die über den »wahren« Grund des Kriegs aufklären: angebliche Ölvorkommen unter dem Gaza-Streifen.

Der Hang zu Verschwörungserzählungen ist ein Grund dafür, dass auf Tiktok längst nicht nur die vielbeschworenen Jugendlichen »mit Migrationshintergrund« oder »palästinensischen Wurzeln« Videos verbreiten, die unter dem Mantel der Solidarität mit Gaza den Hass auf Israel schüren.

Ein weiterer ist der Wunsch nach einem Ende der Auseinandersetzung mit der Shoah und den NS-Verbrechen. Da gibt es zum Beispiel den Wutausbruch eines bärtigen Deutschen, der sich über den israelischen UN-Botschafter Gilad Erdan aufregt, weil dieser sich aus Protest gegen die einseitige Verurteilung Israels während der Sitzung einen gelben Stern ans Revers heftete.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::