Von Tunis nach Teheran

Schon jetzt, Anfang Juki, steigen die Temperaturen im Süden des Irak auf über 50 Grad Celsius und wie jedes Jahr folgen Stromausfälle, das das überlastete Netzt nicht in der Lage ist, den Bedarf an Kühlgeräten zu decken. Die Konsequenzen für die Menschen sind katastrophal:

Während die Aufgabe der UNRWA-Schulen in Gaza die Erziehung und Schulbildung sein sollte, rekrutieren sie Kinder für die Sommer-Militärlager der Hamas.


Es geht weiter:

Turkey is set to leave the Istanbul Convention to prevent violence against women on July 1 following a decision by the nation’s Council of State Tuesday to reject appeals seeking to reverse the move.

Mindestens 622 Palästinenser durch Folter in Syrien gestorben. Die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen, da das Assad-Regime diesbezügliche Daten unter Verschluss hält, und die Hinterbliebenen aus Angst vor Repression oft schweigen.

 

Die Streiks und Arbeitskämpfe im Iran gehen weiter und scheinen sich sogar noch zu verschärfen:

Iranian workers of the gas, oil and petrochemical sector continued to protest over delayed and low salaries on Sunday.

Nach einem für die Region halbwegs ruhigen ersten Halbjahr - und ruhig ist wirklich wirklich relativ - intensivieren Russen und syrische Armee erneut ihre Angriffe aus die Region Idlib. Mit dem üblichen Resultat: Tausende fliehen, allerdings nur innerhalb der Region, denn die Grenzen zur Türkei sind inzwischen hermetisch geschlossen:

Freitag der 18. Juni 2021 ist der Tag, an dem die Islamische Republik Iran aufhörte zu existieren. Auf dem Papier mag es sie noch geben, in Realität nicht mehr. Damit ist ein seit Jahrzehnten schleichend vorangehender Prozess vollendet.

 

In Algerien hat das Militär wählen lassen. Entsprechend fiel die Veranstaltung aus. Die taz berichtet:

Der Restauration einer pseudodemokratischen Fassade im Land sind die Generäle hinter den Kulissen damit ein Stück näher gekommen. Legitimität genießt die neue Nationalversammlung in Algier keineswegs.

„Die radikale Wissenschaftsfeindlichkeit, die zynische Ausbeutung sozialer Unsicherheit, die populistische Mobilisierung und die Bereitschaft zu Ressentiment und Gewalt werden bleiben. Es wird sicher wieder von Elite gesprochen werden. Und vermutlich werden es dann nicht die „Juden“ und „Kosmopoliten“, nicht die „Feministinnen“ und die „Virologinnen“ sein, vor denen gewarnt wird, sondern die Klimaforscherinnen.“ (Carolin Emcke)

Am Hindukusch wird, sollte das eh je der Fall gewesen sein, längst Niemandens Freiheit mehr verteidigt, ganz im Gegenteil zieht der Westen sich zurück und es geht nur noch darum, möglichst keine oder wenige eigene Verluste dabei zu haben. Die Menschen dort, um die es nie oder bestenfalls in Sonntagsreden ging, können sehen was sie tun.

Kürzlich erinnerte mich Facebook daran, wie ich in Den Haag vor acht Jahre an einer Diskussion über die damals anstehenden Wahlen im Iran teilgenommen habe. Da saß ich mit Leuten - Iranern und Holländern -, die unglaublich viel über Reformer und Moderate zu sagen hatten und über einen friedlichen Wandel von innen und all sowas.

Mit den Präsidentschaftswahlen, bei denen der Sieger bereits festzustehen scheint, will Khamenei zwei Botschaften aussenden: dass Raisi sein Nachfolger werden soll und dass jedweder Protest gewaltsam verfolgt werden wird.

 

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Zerstörtes Wahlposter Resais, Bildquelle: NCR-Iran

 

Vorgestern wurde in Khan Younis Istabraq Baraka von ihrem Mann ermordet. Warum? Weil sie sich gegen eine Heirat ihrer Schwester mit dem Schwager ihres Mannes ausgesprochen hatte. Solche Morde geschehen viel zu oft in Gaza.

Für die NZZ hat Wilfried Buchta eine unbedingt lesenswerte Analyse der für diese Woche anstehenden Präsidentenwahlen im Iran geschrieben, in der eigentlich alles wissenswerte steht: