Thomas von der Osten-Sacken

Seit 2019 fragt man sich angesichts der Entwicklung im Libanon, was nach dem failed state kommt, der das Land spätestens seit der schweren Finanzkrise de facto ist. Die Antwort: Es geht irgendwie weiter, nur auf stetig niedrigerem Niveau.

In dieser aussichtslosen Lage ist nun auch noch Präsident Aoun mit diesen Worten zurück getreten:

Der tschetschenische Präsident Ramzan Kadyrow hat jüngst den Krieg des Kreml in der Ukraine als Jihad bezeichnet, der dort gegen "ukrainischen Satanismus" geführt würde.

Auch nach über vier Wochen gehen die Proteste im Iran weiter:

The protests in Iran that started in mid-September over the death of a young woman in police custody have spread to universities, which have been a historic hotbed of unrest in the country during times of upheaval.

Voller Sorge dürfte der syrische Präsident verfolgen, dass zunehmend russische Militärs aus seinem Land abgezogen und in die Ukraine verlegt werden:

According to two senior Western diplomats and a senior Israeli defense official, speaking on condition of anonymity in order to speak more freely, Moscow recently transferred some troops and a Russian air-defense system out of Syria, removing one of the main restrictions on Israeli military actions in Syria.

Am Ende waren es laut Angaben der Polizei 80.000, die sich im Tiergarten in Berlin versammelten, um gegen das Regime in Teheran zu demonstrieren. Mit so vielen hatten selbst die Veranstalter nicht gerechnet.

Es ist mir in den letzten Dekaden eigentlich nie passiert, dass Demonstrationen mit über 1000 Menschen mir besonders sympathisch waren. Die, deren Anliegen ich voll teilte waren meist wesentlich kleiner: Man stand etwa mit ein paar Dutzend Syrern oder Iranern, bestenfalls Hunderten vor der russischen oder iranischen Botschaft herum und niemand nahm groß Notiz.

 

Korruptions- und Missbrauchsvorwürfe gegen UN-Agenturen und vor allem die Weltgesundheitsorganisation WHO sind nichts Neues. Zuletzt standen Mitarbeiter der Organisation wegen sexuellen Missbrauchs im Kongo in der Kritik.

Nun ist die syrische Dependance der Organisation dran:

Nach den jüngsten Drohneangriffen, die, wie es heißt, bis zu 30% der ukrainischen Energieversorgung zerstört haben, kündigt Kiev an, es wolle seine Beziehungen zum Iran abbrechen:

Foreign Minister Dmytro Kuleba said Tuesday he had called on President Volodymyr Zelenskyy to break off Ukraine’s diplomatic relations with Iran.

Sollte die Meldung stimmen, sagte sie einiges über die Verhältnisse aus:

Amid nationwide protests that have even mobilized Iranian high school students, the Islamic Republic authorities are removing photos of the Supreme Leader in fear of being torn or damaged.

In Norsyrien sind erneut heftige Kämpfe ausgebrochen und Milizen von Hay'at Tahrir al-Sham (HTS), ehemals Al Qaida Syrien, haben Teile der Stadt Afrin eingenommen, die bislang von der aus der Türkei unterstützten Syrian National Army kontrolliert wurde. Auslöser der neuen Kämpfe war der Mord an einem bekannten syrischen Aktivisten.

Im Libanon verschlimmert sich die eh schon katastrophale Lage weiter, die Lira fällt erneut und Banken zahlen kein oder kaum noch Geld aus. Über die Folgen schreibt Al-Monitor:

The economic crisis has contributed to a state of social unrest and general desperation that may explain this violent response.

Die Herrschaft der Islamischen Republik steht maßgeblich auf zwei Säulen: Ungleichbehandlung der Geschlechter und Vernichtung Israels. Wer auch nur eine dieser Prinzipien in Frage stellt, stellt das ganze System in Frage.

 

Nicht nur die politische Lage auch die ökonomische verschlechtert sich in Tunesien von Tag zu Tag mehr.

Nun droht, dass dem Land das Benzin ausgehen könnte:

Tunisia only has enough petrol to last a week, a senior official in the Labour Union said on Monday, but the Energy Minister said a new tanker was unloading and that big queues at fuel stations had been caused by a rush of consumers hoarding supply, Reuters reports.

Auch am dritten Wochenende nach dem gewaltsamen Tod der iranischen Kurdin Mahsa Amin gingen die Proteste im Iran unvermindert weiter.

Dies schrieb mir gestern Nacht ein guter Bekannter aus dem Iran:

Hello, today's revolution was more glorious, people all participated, strikes increased and people became braver. More than 18 people were killed in Sanandaj. Nearly 8 people were injured in Javanrud. Be our voice. We do not have internet. We have no internet access for 4 days.

Auch heute gingen die Proteste im Iran unvermindert weiter, aus unzähligen Städten schickten Demonstrantinnen und Demonstranten wieder - trotz Sperrungen des Internets- beeindruckende Bilder. Damit haben sie einen Grund zu feiern, denn diesmal halten sie seit drei Wochen durch, 2019 gelang es dem Regime mit unglaublicher Repression die Proteste nach etwas mehr als zwei Wochen zu ersticken.