Sonntag, 30.10.2022 / 21:37 Uhr

Nächste Regierungskrise im Libanon

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Seit 2019 fragt man sich angesichts der Entwicklung im Libanon, was nach dem failed state kommt, der das Land spätestens seit der schweren Finanzkrise de facto ist. Die Antwort: Es geht irgendwie weiter, nur auf stetig niedrigerem Niveau.

In dieser aussichtslosen Lage ist nun auch noch Präsident Aoun mit diesen Worten zurück getreten:

"Die aktuelle Situation erfordert enorme Anstrengungen von allen Parteien, und Sie wissen, wie viel der Libanon und Sie persönlich durch die politische Krise verloren haben. Ohne diese Anstrengungen können wir unser Leiden nicht beenden. Wir können den Libanon nicht aus diesem tiefen Abgrund retten", so der Appell Aouns an die Parteien.

Zuvor unterzeichnete er ein Dekret, das auch die Übergangsregierung von Ministerpräsident Nadschib Mikati für „zurückgetreten“ erklärt. Diese will jedoch vorerst die laufenden Geschäfte weiterführen, da die Parteien seit der Parlamentswahl im Frühjahr keine Einigung erzielt haben.

Aoun geht und hinterlässt ein Land am Rande des Kollaps – 80 Prozent der Bevölkerung leben mittlerweile unter der Armutsgrenze.

Euronews überschreibt die Meldung "Am Abgrund". Das stimmt nicht ganz, denn der Libanon ist längst in diesen Abrund gefallen.