Beiträge von jürgen elsässer

1998/20 Interview Arie Jaffè

»Mit Leidenschaft lebe ich im Kibbuz«

Der Lebensweg von Arie Jaffè ist typisch für die Kibbuz-Gründergeneration: Der gebürtige Berliner mußte 1933 aus Deutschland emigrieren, schloß sich in Wilna der linkszionistischen Partei Haschomer Hatzair an, flüchtete nach dem Angriff der Wehrmacht auf die Sowjetunion zur Roten Armee und kämpfte mit ihr gegen die Deutschen. 1950 kam er nach Israel und wurde im Kibbuz Yakum zum Experten für Zitrusfrüchte. Jaffè stand jahrelang an der Spitze der linkssozialistischen Mapam-Partei, unter anderem hat er als ihr ständiger Repräsentant in der Sozialistischen Internationale mit Olof Palme, Fran ç ois Mitterrand und Willy Brandt zusammengearbeitet. Jaffè hat die programmatische Arbeit der Mapam-Partei zwei Jahrzehnte geprägt - bis zu ihrer Auflösung im Bürgerrechtsbündnis "Meretz" Anfang der neunziger Jahre. Auch heute noch ist er an der Diskussion des Kibbuzim-Dachverbandes Artzi federführend beteiligt.

1998/18 Interview Henryk M. Broder

»Ich konzentriere mich auf Anomalien«

"Jungle World - das ist doch das Blatt, bei dem die SED nicht mitspielen durfte." Henryk Broder war wieder einmal ziemlich nah dran. Der 1946 in Katowice geborene Journalist ist in der Vergangenheit selten einem Streit aus dem Wege gegangen. Seine besondere Zuneigung galt dabei immer der Linken. Als sich konkret im Golfkrieg 1991 im Unterschied zur linken Mehrheitsmeinung für Israel einsetzte, lobte er die Zeitschrift öffentlich. In seinem Buch "Der ewige Antisemit" rechnete er 1986 mit dem Spiegel-Herausgeber ab: "Nur einen vergleichsweise geringen Unterschied zwischen einem Propagandisten der 'Auschwitz'-Lüge und einem seriösen Publizisten wie Rudolf Augstein" könne er erkennen. Seither haben sich das Blatt und sein Chef in puncto Antisemitismus nicht gebessert - Broder aber schweigt. Auf unsere Frage, warum dies so sei, wollte er sich nicht öffentlich äußern. Broder ist seit einigen Jahren regelmäßiger Spiegel-Autor.

1998/17 Interview Matthias Gärtner

»Ein Erfolg der DVU wäre ein verheerendes Signal«

Bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt droht nach jüngsten Umfragen ein Wahlerfolg der neofaschistischen Deutschen Volksunion (DVU). Matthias Gärtner, mit 25 Jahren der jüngste Landtagsabgeordnete der PDS in Magdeburg, hat das rechte Potential in jahrelanger antifaschistischer Arbeit ausgekundschaftet. Obwohl sein politisches Vorbild Mahatma Ghandi und sein innerparteilicher Duzfreund Lothar Bisky ist, hat er sich durch sein Engagement auch bei Revoluzzern und Punks Anerkennung erworben. Aus diesem Grund ist er Public Enemy für volksdeutsche Patrioten: In der Magdeburger Glatzen-Hochburg Neu-Olvenstedt kann er sich nach mehreren Morddrohungen nicht mehr blicken lassen, im Landtag sprüht die CDU Gift und Galle gegen ihn.

1998/12 Interview Doris Pack

»Notfalls militärische Intervention im Kosovo«

"Nur in einer Nuance" unterscheide sich seine Position von der seiner

US-amerikanischen Amtskollegin Madeleine Albright, sagte Bundesaußenminister Klaus Kinkel nach dem Treffen der internationalen Kontaktgruppe zur Kosovo-Krise in der vergangenen Woche. Kinkel selbst hüllte sich über die Differenz in Schweigen. Die CDU-Politikerin Doris Pack wird deutlicher. Frau Pack ist seit acht Jahren Abgeordnete des Europäischen Parlaments und dort Vorsitzende der Südosteuropa-Delegation.