Ein LSD-Derivat, das legal verkauft wurde, ist nun verboten

Neue Runde im Verbotswettlauf 

Vor kurzem wurde das bisher legal verkaufte LSD-Derivat 1-D-LSD verboten. Doch bei den einschlägigen Händlern wird schon die nächste LSD-Variante angeboten.

»Legal Highs« oder »Designerdrogen« nennt man chemische Substanzen, die bekannte Drogen lediglich leicht abwandeln, aber völlig legal sind – meistens, weil der Staat noch nicht dazu gekommen ist, sie zu verbieten. 2016 wurde das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) im Bundestag beschlossen, um schneller auf diesen wachsenden und sich ausdifferenzierenden Markt reagieren zu können. Anders als beim Betäubungsmittelgesetz (BtMG) können dadurch nicht nur einzelne Stoffe, sondern ganze Stoffgruppen verboten werden.

Ende Juni war es mal wieder so weit: Die Liste der verbotenen Substanzgruppen wurde aktualisiert. Diesmal traf es unter anderem das LSD-Derivat 1-D-LSD. Das NpSG sieht zwar keine Strafen für Erwerb und Besitz der Substanzen vor, doch werden diese eingezogen, wenn die Polizei sie beim Konsumenten vorfindet. Herstellung und Verkauf sind allerdings strafbar und können mit Haft von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft werden.

LSD-25, das Ursprungs-LSD, wurde 1938 in der Schweiz von Albert Hoffmann aus dem Mutterkornpilz synthetisiert. Bei 1-D-LSD handelt es sich um ein Derivat, »also um eine minimale chemische Veränderung, um die Verbotsgesetze zu umgehen«, sagt Augustine Reppe von der Berliner Drogenhilfe Vista der Jungle World.

In Baden-Württemberg wurde das LSD-Derivat 1-D-LSD in öffentlich zugänglichen Automaten verkauft.

1-D-LSD wirkt sehr ähnlich wie das klassische LSD. Auch »die Konsumrisiken dürften ähnlich sein«, so Reppe. Über »mögliche Langzeitschäden kann noch nichts gesagt werden«, da es bei dem neuen Stoff noch keine Langzeituntersuchungen gebe: »Bei 1-D-LSD, wie bei anderen LSD-Derivaten, liegen einfach gar keine Daten vor.«

»Im Gegensatz zu anderen Substanzen hat LSD eine relativ geringe toxische Wirkung auf den Körper«, sagt Reppe. Einen »risikofreien Konsum von Substanzen« gebe es aber nicht, ergänzt die Drogenfachfrau. Ein LSD-Trip könne psychisch sehr belastend sein, unschöne Ereignisse könnten »hochgeholt werden«, was Panik auslösen könne. Eine Sprecherin des Bundesdrogenbeauftragten formuliert es drastischer und warnt vor möglichen »Horrortrips mit Panikanfällen und Verfolgungswahn bis hin zu Todesangst«.

»Olaf hat die Pappen satt«

Seit dem vergangenen Winter pfiffen die Spatzen von den Dächern, dass ein Verbot von 1-D-LSD ansteht. In den Berliner Innenstadtbezirken plakatierte im Februar ein »Acid-Versand« großflächig mit dem Slogan »Olaf hat die Pappen satt«. Potentielle Käufer des damals noch legalen 1-D-LSD wurden aufgefordert, schnell noch zu bestellen, bevor das Verbot ausgesprochen wird.

Für zusätzlichen Druck, 1-D-LSD auf die Liste der verbotenen Stoffe nach NpSG zu setzen, hatte sicherlich gesorgt, dass es nicht nur über den Internetversandhandel und in einschlägigen Geschäften vertrieben wurde, sondern in Baden-Württemberg auch über öffentlich zugängliche Automaten. Das führte zu einer breiten Berichterstattung in Süddeutschland über die Gefahren des 1-D-LSD-Konsums. Nun konnte die Stuttgarter Zeitung das Ende des LSD-Verkaufs in Automaten verkünden: »Inzwischen ist damit Schluss«.

Vermarktung fahrlässig

Doch wie es zu erwarten war, hat das Verbot wohl nur die nächste Etappe des Wettlaufs zwischen Konsumenten und findigen Geschäftemachern auf der einen und staatlichen Gesundheitsbürokraten auf der anderen Seite in Gang gesetzt. Auf der Homepage eines Versands für »psychedelische« Produkte, der Ladengeschäfte in Köln und Stuttgart betreibt, wird schon ein 1-D-LSD-Nachfolger angepriesen. »Die ähnliche chemische Struktur des 1D-LSD-Nachfolgers« ermögliche es, »vergleichbare Wirkungen auf das menschliche Gehirn zu erforschen, ohne die rechtlichen Einschränkungen und Risiken, die mit verbotenen Substanzen verbunden sind«.

Das Ersatz-LSD als Forschungshilfsmittel für die eigene Psyche zu vermarkten, ist mindestens fahrlässig. Die Vista-Drogenexpertin Reppe warnt: »Je weiter sich Derivate von der Struktur des ursprünglichen LSD entfernen, desto weniger wissen wir eigentlich von den Langzeitfolgen.«