Glam und warum die wichtigste Währung im Pop gerade verfällt

Das Ende der Gala

Die Stars der Kulturindustrie sind auch nicht mehr das, was sie mal waren: Bianca Censori, Kanye West und die Abstumpfung des glamourösen Lebens.

Die heutigen Reichen und Schönen unterscheiden sich von denen aus der Epoche der Moderne durch die Erosion der sich an sie heftenden Phantasien. Judy Garland, Marilyn Monroe, selbst noch Amy Winehouse fungierten, abgesehen von ihren künstlerischen Fähigkeiten, als funktionstüchtige öffentliche Spiegel, in denen das Massenpublikum halb Anteil nehmend, halb im Wissen, nie werden zu können wie die Idole, die eigenen Sehnsüchte ebenso wie deren Unerfüllbarkeit wiedererkennen konnte.

Die deprimierenden Aspekte der Stars – Drogensucht, Missbrauchserfahrungen, Einsamkeit – haben deren Tauglichkeit als Spiegelungsfiguren nicht geschwächt, sondern gestützt: weil die desperate Kehrseite des glamourösen Lebens der verbreiteten Ansicht entgegenkommt, dass diejenigen, die es besser zu haben scheinen als man selbst, in Wirklichkeit schlechter dran sind; aber auch, weil sich darin eine triftige Einsicht objektiviert hat. Dass nämlich mit Einbildungskraft, Ausdrucksfähigkeit und Witz begabte Menschen durch derlei Talente nicht nur beglückt sind, sondern mit Schmerz dafür zu zahlen haben.

In den Unverwechselbaren mit schwerem Lebenslos will jeder sein eigenes Schicksal wiedererkennen. Aber niemand möchte sich in Leuten gespiegelt sehen, die für jeden erkennbar einfach nur depraviert, peinlich und am Ende sind.

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