Häme und Instrumentalisierung: Wie das Netz auf den islamistischen Polizistenmord reagiert

Fischadler-Soap: Nach dem Terroranschlag

Nach dem Messerangriff eines Jihadisten in Mannheim findet die Kolumnistin ein wenig Wärme bei den Fischadlern, die kurz vorm Schlüpfen des Nachwuchses das Nest nochmal so richtig heimelig machen.

Die Bilder vom Terroranschlag in Mannheim waren kaum auf X veröffentlicht worden, als die rechte Clique und der unangenehmere Teil der linken Bubble schon damit begonnen hatten, einander zu bezichtigen, die Bluttat für eigene Zwecke auszuschlachten. Und hämische Bemerkungen über die Taktik der Polizei zu machen, die tatsächlich nicht eben aussah, wie man das aus Actionfilmen kennt.

Ausgerechnet die Deutschrap-Blase auf Youtube erwies sich als ein Ort der Empathie, wo mehr oder weniger junge muslimische Männer entsetzt um Worte rangen, um einerseits ihre Abscheu vor dem Täter und andererseits ihr Mitgefühl mit den Opfern auszudrücken.

Bis sich Experten, also wirkliche Fachleute, fanden, die das im Video Gesehene einordneten, sollte es noch fast einen ganzen Tag dauern. Was einer von ihnen dann erklärte, wirkte immerhin schlüssig: Man solle sich bitte vorstellen, dass man die Angriffe aus einer Perspektive sehe, die der ähnele, die man von im Fernsehen übertragenen Fußballspielen kenne. Da säßen die Damen und Herren Bundestrainer auch auf der Couch und meckerten Spieler an, dass sie den Ball nicht nach vorn links zum freistehenden Stürmer schössen, ohne in Betracht zu ziehen, dass sie einen ganz anderen, nämlich räumlich viel besseren Überblick über das Geschehen haben als die Kicker.

Das hörte sich logisch an, zumindest für alle, die schon einmal Fußball gespielt und das nicht eben geordnete Gewusel auf dem Rasen kennen.

Beziehungsweise für alle, die sich vorstellen konnten, die nächsten Stunden nicht mit dem Verfassen von Tweets à la »Höhö, selber schuld« zu verbringen. Mit anderen Worten: Bei X war wieder mal alles die übliche Hölle.

Ausgerechnet die Deutschrap-Blase auf Youtube erwies sich dagegen als ein Ort der Empathie, wo mehr oder weniger junge muslimische Männer entsetzt um Worte rangen, um einerseits ihre Abscheu vor dem Täter und andererseits ihr Mitgefühl mit den Opfern auszudrücken. Hätte man auch nicht gedacht, aber so war es halt.

Aber nun ist Montag und damit Fischadler-Tag, wobei die Familie Rauer nach wie vor macht, was sie will, nur etwas aufgeregter als normalerweise. Denn nun wird praktisch sekündlich das erste geschlüpfte Küken erwartet, weswegen unermüdlich am Nest herumgezupft werden muss und Ästchen zu neu zu dekorieren sind. Es soll es ja schön haben, das Kleine, in dieser unschönen Welt.