Der ehemalige Professor Walerij Solowej gibt wirre Prognosen zu Putins Gesundheit ab

Russischer Märchenerzähler

Drücken die Nachrichten auf das Gemüt, schlägt die Stunde des Internet-Kommentatoren Walerij Solowej. Sein beruhigender Tonfall, oft begleitet von einem süffisanten Lächeln, hebt fast automatisch die Stimmung. Obendrein traut er sich auszusprechen, was viele gerne hören. Seit Jahren prognostiziert er Wladimir Putins Abgang als russischer Präsident und gibt als Insider-Informationen aus dem Kreml deklarierte Behauptungen zum Besten.
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Ob Walerij Solowej sein Publikum ernst nimmt, ist nicht bekannt. Doch sein Stil kommt gut an: Allein sein Youtube-Kanal zählt 562.000 Follower. Selbst seriöse Medien schrecken gelegentlich nicht davor zurück, Solowejs Sichtweise der Dinge wiederzugeben, wenn es um Putins Gesundheitszustand sowie dessen vermeintliche Doppelgänger geht. Solowejs vermutlich größter Coup lautet: »Der Tyrann ist tot.«

Das hatte ein Telegram-Kanal verbreitet, dem er nahestehen soll, er selbst hatte es auch in einem Interview gesagt. Demnach befänden sich des Präsidenten sterbliche Überreste in einem Kühllager im Rajon Waldaj, wo sich eine von Putins Residenzen befindet. Überprüfen lässt sich das nicht, es ist damit reine Glaubenssache – ideale Voraussetzung für das Geschäftsmodell eines Verschwörungstheoretikers.

Solowejs vermutlich größter Coup lautet: »Der Tyrann ist tot.«

Geboren wurde Walerij Solowej 1960 in Schtschastja in der ukrainischen Oblast Luhansk. Der Name bedeutet übersetzt Glück. Vielleicht nicht Glück, aber zumindest Hoffnung darauf, dass sich die Zeiten bessern werden, schenkt auch Solowej – manchen Leuten würde es reichen, wenn Putin 2024 die Präsidentenwahl nicht gewinnen würde. Solowej zufolge wäre Putin das auch nicht möglich, denn es kann sich – siehe oben – keinesfalls um das Original handeln. Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass sich Solowejs Prognosen zum Teil bewahrheitet hatten.

Eine eigene politische Karriere war ihm nicht vergönnt. Seiner Partei Neue Kraft wurde die Registrierung verweigert. An der Diplomaten-Kaderschmiede MGIMO in Moskau hielt er Vorlesungen über »Grundlagen des Informationskriegs und Medienmanipulation«. Im Jahr 2019 wurde sein Vertrag allerdings nicht verlängert – Solowej zufolge aus politischen Gründen.