Die Retrospektive »1945 bis heute« im Guggenheim-Museum in Bilbao würdigt die lange verkannte Künstlerin

Yayoi Kusamas Obsession mit Punkten

Das Guggenheim Museum Bilbao präsentiert Bilder, Zeichnungen, Skulpturen und Installationen Yayoi Kusamas in einer großen Retrospektive. »1945 bis heute« zeigt das einzigartige Avantgarde-Universum der 94jährigen japanischen Künstlerin, die zu den Pionieren der Gegenkulturszene der sechziger Jahre in New York zählt, aber viel zu lange verkannt wurde.
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Mehr als 400 rote Punkte treiben in den Flussbecken vor dem Guggenheim-Museum im spanischen Bilbao. Die polka dots weisen auf die derzeitige Retrospektive der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama hin, die noch bis Ende Oktober unter dem Titel »1945 bis heute« im Inneren des spektakulären Gebäudes des Stararchitekten Frank Gehry gezeigt wird.

Die schwimmenden Installationen befinden sich in bester Gesellschaft: Auf der Außenfläche des Museumsbaus erhebt sich Louise Bourgeois’ Riesenspinne »Maman« (1999) und Anish Kapoors verspiegelter Kugelbaum »Tall Tree and the Eye« (2009). Dazu gesellt sich im Museumsinneren die verspielt-reflektierende Ansammlung von 90 tropfen- und tränenförmigen polierten Edelstahl-»Wolken«. Es handelt sich um Kusamas Installation »Clouds« (2019), die fortan Teil der permanenten Sammlung des Museums ist.

Blüten und Bomben
Die künstlerische Obsession mit Punkten, Blüten und Netzmustern hat einen biographischen Hintergrund. Kusama kämpft mit einer psychischen Erkrankung, die auch mit dem Aufwachsen in einer dysfunktionalen Familie in der faschistisch geprägten Gesellschaft in der Zeit des Zweiten Weltkriegs zusammenhängt. Seit Jugendjahren hat sie Halluzi­nationen in Form von Lichtblitzen, Punktfeldern und Auren, schon länger hört sie Stimmen von Blumen und Pflanzen.

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