An Spekulationen über Ufos beteiligen sich nun auch US-Republikaner

Bergen und verbergen

In den USA verschmilzt die Ufologie immer mehr mit Verschwörungstheorien über den »deep state«.
Was kümmert mich der Dax Von

David Grusch, von 2019 bis 2021 Repräsentant des National Reconnaissance Office, eines militärischen Aufklärungsdiensts, bei der Unidentified Aerial Phe­nomena Task Force des US-Verteidigungsministeriums, kann als Insider gelten. So erregte seine Aussage, die Regierung verberge ihr Wissen über Außerirdische, einiges Aufsehen. Doch bei seiner Anhörung vor dem US-Kongress in der vergangenen Woche mochte er unter Eid nicht mehr alle Details wiederholen, die er Anfang Juni der Website thedebrief.org offenbart hatte. So war keine Rede mehr davon, dass die US-Regierung im Besitz eines außerirdischen Flug­objekts »von der Größe eines Football-Felds« sei.

Grusch bestand aber darauf, er sei in seiner »offiziellen Position« darüber informiert worden, dass es ein »jahrzehntelanges Programm« zur Bergung und Erforschung außerirdischer Technologie gebe. Angebliche Aussagen aus zweiter Hand also, nicht einmal unterfüttert durch ein verschwommenes Foto oder ein verwackeltes Video.

Man interessiert sich gar nicht mehr für die Außerirdischen, es geht allein darum, dass »die da oben« mal wieder etwas vor uns verheimlichen.

Traditionell liegt die Ufologie an der Schnittstelle von Science-Fiction und Verschwörungstheorie. Es ist beunruhigend, dass sie immer mehr Letzterer zuneigt. In früheren Ufo-Erzählungen war oftmals ein Interesse an anderen Welten erkennbar, auf die ­Aliens wurden Hoffnungen und Ängste projiziert. Doch nun wird kaum noch darüber spekuliert, ob die Außerirdischen uns erlösen, helfen, beherrschen oder vernichten wollen. Man interessiert sich gar nicht mehr für sie, es geht allein darum, dass »die da oben« mal wieder etwas vor uns verheimlichen.

In den USA verschmilzt die Ufologie derzeit immer mehr mit Verschwörungstheorien über den deep state. Daher ist es nicht verwunderlich, dass nun auch republikanische Politiker raunen, die Regierung verheimliche etwas. Senator Marco Rubio sagte, es gebe ein »geheimes Programm des Pentagon zur Bergung von abgestürzten Sachen« – die plausible deniability wird hier noch gewahrt, es ist nicht explizit von Ufos die Rede – und hochrangige Regierungsmitarbeiter, die etwas darüber wüssten, hätten »Angst, dass ihnen etwas zustoßen könnte«.

Nicht zufällig schließt die Aussage mit einem klassischen Topos über finstere Machenschaften des deep state. Mit Mike Gallagher, Josh Hawley und Tim Burchett äußerten weitere republikanische Kongressmitglieder den Verdacht, die Regierung verberge etwas. Darüber berichtet der rechte Fernsehsender Fox News ausführlich und wohlwollend. Die Ufologie ist in der rechten Politik angekommen, ein bedauerlicher Abstieg für ein früher oft unterhaltsames Genre.

von Aliens entführt

»Geheimes Programm des Pentagon zur Bergung von abgestürzten Sachen«. Aber was ist mit den von Aliens entführten Trump-Wählern?

Bild:
adobe stock / michaklootwijk