Mahsa ­Alimardani, Universität Oxford, im Gespräch über die digitale Überwachung im Iran

»Unter der iranischen Opposition soll Uneinigkeit gestiftet werden«

Das Regime der Islamischen Republik Iran zensiert nicht nur das Internet, sondern nutzt es aktiv, um Propaganda zu verbreiten und Oppositionelle zu verfolgen. Ein Gespräch mit der Internetexpertin Mahsa Alimardani über Apps als Repressionsinstrumente und moderne Überwachungstechnologie.
Interview Von

Das Internet wurde lange als ein Raum gesehen, das sich nicht kon­trollieren lässt und autoritäre Regime ins Wanken bringen kann. Ist es mittlerweile zu einem Werkzeug in den Händen der Machthaber geworden?
Es gab tatsächlich diese Phase des Techno-Utopismus, besonders in den nuller und frühen zehner Jahren während des sogenannten Arabischen Frühlings und der »Grünen Revolution«, der Protestwelle in der Islamischen Republik Iran nach den Wahlen 2009. Damals stand das Potential für soziale Mobilisierung gegen autoritäre Regime im Zentrum der Debatten. Aber die Hoffnungen, die in diese Aufstände gesetzt wurden, erfüllten sich nicht, und die Regime eigneten sich das Internet als Werkzeug der Unterdrückung an. Heute drehen sich die Debatten also darum, ob das Internet eher den Freiheitsbewegungen oder den Regimen nützt, beides ist möglich.
Im Iran wurde die Nationale Sicherheitsstrategie auf das Internet als großes Sicherheitsrisiko ausgerichtet. Das Regime bemüht sich schon seit Jahrzehnten, durch Zensur, Überwachung oder Manipulation von Informationen Kontrolle über das Internet zu behalten. Das Internet ist zweischneidig.

Wie unterscheidet sich für gewöhnliche Nutzer der Internetzugang in Berlin von dem in Teheran?
Man muss in ganz Iran eine Reihe an Hürden überwinden, um ins Internet zu kommen. Die erste ist, überhaupt eine stabile Verbindung herzustellen. Es gibt häufige Ausfälle, und die Bandbreite ist ein großes Problem. Zudem kann es auch sehr teuer werden. Es gibt etwas günstigere Tarife, mit denen nur iranische Angebote genutzt werden können, dann ist auch die Verbindungsqualität besser, aber der Zugang zum internationalen Internet ist viel teurer und schwieriger.

»Die Behörden rufen mit Fake-Accounts zu Protesten an einem bestimmten Ort auf, um dort Menschen zu verhaften.«

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