Ist »der Nahost­konflikt« eine Lüge?

Aus europäischer Sicht ist der Nahe Osten zweifellos der Hauptkrisenherd der Welt. Es ist bekannt, dass im Nahen Osten, seit man denken kann, eigentlich immer Terror, Konflikt und Krieg herrschten. Falls es im Nahen Osten und insbesondere im »Nahostkonflikt« endlich einmal zu einer friedlichen Lösung kommen sollte, dann, davon gehen nicht wenige aus, wird es die gesamte Welt beeinflussen und zu einem weitaus friedlicheren Ort machen.

Wenn in weiten Teilen Europas, sicherlich in Deutschland, die Rede vom »Nahostkonflikt« ist, dann meint man damit in der Regel den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Eine der beiden Konfliktparteien, der jüdische Staat, wird nicht selten als das Hauptproblem im Hauptkonflikt des Hauptkrisenherdes der Welt wahrgenommen. Eine absurde Wahrnehmung, die nichts mit dem Nahen Osten und den Muslimen zu tun hat, die weit über 90 Prozent der Bevölkerung des Nahen Ostens ausmachen, sondern nicht selten ausschließlich mit den Juden.

»Der Nahostkonflikt« ist einem seit Jahrzehnten vertraut. Man meint zu wissen, wer gegen wen um dasselbe kleine Stück Land kämpft, und man hat in der Regel eine klare Haltung zu diesem, aus europäischer Sicht, zentralen »Nahostkonflikt«.

»Der Nahostkonflikt« ist einem seit Jahrzehnten vertraut. Man meint zu wissen, wer gegen wen um dasselbe kleine Stück Land kämpft, und man hat in der Regel eine klare Haltung zu diesem, aus europäischer Sicht, zentralen »Nahostkonflikt«. Alle anderen Konflikte fallen demgegenüber unter »ferner liefen«, obwohl auch sie im Nahen Osten ausgetragen werden und weitaus mehr Menschenleben fordern. Krieg in Syrien ist »Krieg in Syrien« und nicht »Nahostkonflikt«, obwohl ein Großteil des Nahen Ostens darin verwickelt war und nach wie vor ist.

Krieg im Jemen ist »Krieg in Jemen« und nicht »Nahostkonflikt«, obwohl auch in diesem Fall eine Handvoll zentrale regionale Mächte involviert sind.